Wie Redakteure arbeiten: Herdentrieb und Kleinmut
Was ist der journalistische Herdentrieb? Detlef Esslinger hat ihn im Leitartikel der SZ beschrieben:
1. Jede Zeitungs-oder Fernsehredaktion arbeitet grundsätzlich nach der Devise: „Dazu müssen wir auch was haben.“
2. Autoren reihen sich lieber gefahrloser in einen Chor ein, als eine Solostimme zu wagen.
Was Esslinger nicht aufgreift: Auch das Publikum, ob Leser oder Zuschauer, verlangt nach dem, was alle haben. Fahren sie in der Zeitung eine Affäre klein, die die Tagesschau groß gezeigt hat, kommen Leser, die Manipulation vermuten: Warum enthält die Redaktion uns diese Affäre vor?
Quelle: Süddeutsche 4.Mai 2013: „Prangerland“
Razzia im Haus des Spiegel-Reporters Osang
Alexander Osang, einer der berühmten Reporter Deutschlands, schaut zu, wie Steuerfahnder sein Haus durchsuchen. Dabei denkt er über das Wesen des Journalismus nach:
Ich schrie und bockte ein bisschen herum, schließlich nahm ich mir ein Notizbuch, ließ mir die Namen der Menschen in meiner Wohnung geben, beobachtete sie bei der Arbeit und schrieb alles auf. Ich war ein Reporter in eigener Sache.
Das half, weil Journalisten ja von oben auf die Welt schauen und sich, wie Hanns Joachim Friedrich eins festgestellt hatte, mit keiner Sache gemeinmachen dürfen. Auch nicht mit einer guten.
Man bekommt einen kühlen Blick, wenn man von außen auf seine Objekte schaut, auch auf sich selbst. Es ist ein seltsamer Beruf manchmal.
Über die Razzia reportiert Osang im aktuellen Spiegel 17/2013, Seite 56f.
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