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Wie Leser mit Facebook & Co den Redakteuren helfen

Geschrieben am 15. Februar 2013 von Paul-Josef Raue.
1 Kommentar / Geschrieben am 15. Februar 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus, Recherche.

Lars Wienand (38), Social-Media-Redakteur der Rhein-Zeitung, gibt in einem Interview mit „istlokal.de“ Beispiele, wie Leser den Redakteuren helfen können mit Themen-Anregungen, Nachrichten und Meinungen, Bildern und Videos:

1. Videos von einem eindrucksvollen Unwetter kamen von Lesern; ein Drittel der Videos hatte die Redaktion allerdings auch selber im Netz gefunden.

2. Fünf Minuten nach der Meldung „Tankstellen verlangen jetzt Geld für Luft in Reifen“ hatten Leser zwei Fälle von Tankstellen im Verbreitungsgebiet gemeldet. Wienand: „Die Suche wäre ohne diese Hilfe wohl sehr mühsam gewesen. Das zeigt, dass Social Media nicht nur Arbeit, sondern auch Arbeitserleichterung bedeuten kann.“

3. Ein Dutzend Leser meldeten sich, als die Koblenzer Lokalredaktion der Rhein-Zeitung per Tweet erfahren wollte, wie Amazon mit seinen Beschäftigen umgeht.Nach dem Artikel in derZeitung meldeten sich auch zufriedene Amazon-Mitarbeiter.

4. Auf den Tweet der Kollision eines Autos mit einem Traktor reagiert eine Leserin: Ist die mehrspurige Straße überhaupt für Traktoren zugelassen? Die Redaktion postet die Frage bei Facebook und fragt gleichzeitig bei der Polizei. Doch auf die Antwort der Polizei, der Traktor dürfe nicht fahren, reagiert ein Fahrlehrer: Die Polizei irrt. Die Redaktion ruft noch einmal bei der Polizei an, korrigiert den Text und macht den Ablauf transparent. Lars Wienand: „Der Zugriff auf das Informationsbedürfnis (Dürfen da Traktoren fahren?) und die Expertise (Auskunft der Polizei ist falsch!) vieler Quellen macht uns besser. Zur Ehrlichkeit gehört aber auch: Es nimmt auch die Zahl der Hinweise zu, die sich interessant anhören, sich aber bei Nachfragen in Luft auflösen.“

5. Auf „Google+“ können Leser Bilder posten, etwa bei einem Hochwasser, aber auch  die schönsten  „Sonnenuntergänge“.

Lars Wienand nennt als Regeln, wie genau man Leser-Reaktionen überprüfen muss, dieselben Regeln, die schon immer im Journalismus galten:

Wenn es ein leichtes Erdbeben gab, dann taugt auch die Dame, die sagt, dass ihr Hund eine halbe Stunde vorher bereits verrückt gespielt hat, für einen Satz – ohne weitere Überprüfung. Wenn aber eine Frau berichten will, dass ihr Nachbar ihr von unhaltbaren skandalösen Zuständen bei Amazon erzählt hat, dann bitten wir sie um Verständnis, dass wir das schon vom Nachbarn selbst hören möchten. Mit dem Gewicht einer Nachricht oder von Vorwürfen wachsen auch die Anforderungen an die Quelle und der Aufwand, die Glaubwürdigkeit zu checken.

 

 

„Das Führen einer Redaktion ist keine basisdemokratische Veranstaltung“ (Peter Gehrigs Interview zu seinem Abschied)

Geschrieben am 15. Januar 2013 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 15. Januar 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Ausbildung, Lokaljournalismus, Recherche.

„Ich hätte mir einen erfreulicheren Schluss meines Berufslebens gewünscht“, sagt Peter Gehrig nach über vierzig Jahren bei der deutschen AP, davon zwei Jahrzehnte als Chefredakteur. Sang- und klanglos ließ ihn seine Agentur, die dapd, in den Ruhestand ziehen.

Erst war in Berlin ein großer Abschied im November geplant, dann ein kleiner, am Ende fehlte sogar das Kleingeld für ein stilvolles Abendessen. Dabei war Peter Gehrig einer der besten Chefredakteure Deutschlands, wahrscheinlich der beste, wenn es ums Handwerk ging, um Professionalität.

Aus seiner Agentur AP in Frankfurt kamen Texte, die so gut redigiert waren wie keine anderen Agenturtexte – ohne die Aktualität aus den Augen zu verlieren. In seinem Zimmer in der Moselstraße stand ein Stehpult, an dem er jede Stunde die Texte las, die über den Draht gegangen waren: Er holte das Team kurz zusammen und verteilte die Noten.

Regelmäßig gab er für seine Redakteure eine Übersicht heraus mit misslungenen und manchmal auch gelungenen Textpassagen. Die waren gefürchtet, er war respektiert, ja geschätzt. Keiner in unserer selbstverliebten Branche hat von seinem Ausscheiden Kenntnis genommen, keine Medienseite hat ihn geehrt.

Die Volontäre der Thüringer Allgemeine, die er regelmäßig ausbildet, führten ein Interview mit ihm, das sie zwar überarbeiten mussten, das aber am 5. Januar ganzseitig in der Samstagausgabe erschien.

Fünf Sätze hebe ich heraus:

1. Wie führe ich eine Redaktion? „Das Führen ist keine basisdemokratische Veranstaltung. Am Ende muss einer sagen, wo es langgeht – und die Verantwortung dafür übernehmen.“

2. Was ist notwendig in den Redaktionen der Zukunft? „Mehr Spezialisierung und auch mehr wirtschaftliches Denken. Jeder Journalist muss heute daran denken, dass die Zeitung ein Produkt ist, dass dieses Produkt verkauft werden muss. Der Journalist ist also zugleich Marketingmanager seiner Zeitung.“

3. Welche journalistischen Elemente werden wichtig bleiben? „Die Einordnung und die Erzählung werden bedeutender, die Nachrichten verlieren an Gewicht.“

4. Was ist das A & O des Journalismus auch in der Zukunft? „Recherche – nur wer gut recherchiert, kann auch gute Geschichten schreiben. Wer glaubt, alles schon zu kennen oder vorher zu wissen, ist kein Journalist.“

5. Was muss ein Journalist unbedingt lernen? Man muss etwas selber herausfinden! Als Peter Gehrig in seinem ersten Artikel einen Fehler gemacht hatte, ließ sein Chef ihn lange zappeln. Als der ihm doch seinen Fehler offenlegte, fragte ihn Gehrig: „Hättest du mir das nicht gleich sagen können? Er hat geantwortet: Nein, wenn du das alleine herausgefunden hättest, wäre das besser gewesen.“ – Das ist eine alte Methode, die sokratische.

Das ist das komplette Interview in der TA, überschrieben „Der Nachrichten-Mann“:

Wie sind Sie 1972 ins olympische Dorf von München gekommen? Es war doch alles gesperrt, nachdem Palästinenser die Israelis als Geiseln genommen hatten?

Peter Gehrig: Ich bin morgens um sechs mit einer Gruppe von amerikanischen Schwimmern einfach durchgeflutscht. Die kamen vom Training aus einer Halle, die außerhalb des Dorfes lag. Ich kam mit den Athleten ins Gespräch und irgendwie muss mein Presseausweis für die Kontrollen wie eine Eingangsberechtigung ausgesehen haben. Und dann war ich einfach drin im olympischen Dorf.

Für einen jungen Reporter eine Situation, wie man sie sich wünscht. Möglichst nah am Geschehen . . .

Im Laufe des Tages hieß es ja, alle Geiseln hätten überlebt. Ich verfasste meine Berichte tagsüber und gab sie alle drei, vier Stunden an unsere Zentrale durch. Per Telefon, was damals nicht so einfach war, denn ich musste eine Telefonzelle nutzen und mir war das Kleingeld ausgegangen. Ellen Titel, eine damals sehr bekannte Mittelstreckenläuferin der Bundesrepublik, half mir mit Kleingeld und gab mir eine Mark fürs Telefon. Wir arbeiteten den ganzen Tag unter Hochspannung und hatten uns gegen Mitternacht gerade etwas entspannt, als ein amerikanischer Kollege kam und sagte: They are all dead. Sie sind alle tot. Ich musste weinen; es hat mich so berührt wie wenig anderes in meinem Berufsleben.

Hart, gerecht, korrekt, fachlich exzellent. Das sagen Weggefährten über den Journalisten Peter Gehrig – Was haben sie vergessen?

Die Milde des Alters ist noch hinzugekommen. Aber im Ernst: Das Führen einer Nachrichtenagentur oder einer Redaktion überhaupt ist keine basisdemokratische Veranstaltung. Das habe ich meinen Leuten immer gesagt, denn am Ende muss einer sagen, wo es langgeht und die Verantwortung dafür übernehmen. Das schließt Teamarbeit ausdrücklich ein, aber nur bis zu bestimmten Grenzen.

Seit einem Monat sind Sie nun im Ruhestand. Gibt es einen Masterplan für den Rentner Gehrig?

Sobald man auf die Pensionierung zugeht, wird man von allen Leuten gefragt: »Was machst du denn danach?« Wenn ich dann sage, »das weiß ich nicht« »Das musst du doch wissen, du kannst doch nicht einfach nichts tun!« Natürlich kann ich nichts tun, ich kann auch irgendetwas tun. Es wird sich schon etwas finden. Aber ich habe keinen Entwurf für die nächsten 40 Jahre meines Lebens.

Haben Sie Angst vor Stillstand in Ihrem Leben nach dem stressigen Agenturleben?

Angst ist übertrieben; es könnte schon sein, dass ich in ein Loch falle. Aber ich habe eine liebe Frau und genug Bücher, um mich aus diesem Loch herauszuholen. Außerdem habe ich zwei Enkel, die mir viel Freude machen. Und ich werde bestimmt auch weiter schreiben.

Was denn?

Einen Roman möchte ich gerne schreiben. Es gibt verschiedene Dinge der letzten drei, vier Jahre, die ich mir von der Seele schreiben muss. Und da ich keinen Therapeuten in Anspruch nehmen möchte, werde ich das auf die einzig mir zur Verfügung stehende Art und Weise tun.

Welche Dinge sind das?

Mit einem Freund werde ich ein e-book, also eine digital abrufbare Buchversion, über Nachrichtenagenturen und Medien schreiben. Und danach möchte ich über das Ende der AP in Deutschland und die Übernahme durch die Herrschaften von dapd schreiben. Und über die Entwicklung nach der Übernahme.

dapd ist 2010 groß ins Agenturgeschäft eingestiegen und hat »Ihre« AP übernommen und mit der Agentur ddp verschmolzen. Vor drei Monaten ist alles geplatzt. dapd hat Insolvenz angemeldet. Für Sie persönlich muss diese Insolvenz doch besonders tragisch sein am Ende eines bewegenden und erfolgreichen Berufslebens?

Die Insolvenz macht mich sehr traurig. Die zwei Investoren aus Bayern, die Herren Löw und Vorderwülbecke, haben einfach den Geldhahn zugedreht. Das ist vor allem sehr, sehr traurig und beschämend für viele Weggefährten, die nicht wie ich das Rentenalter erreicht haben. Aber auch ich hätte mir einen erfreulicheren Schluss meines Berufslebens gewünscht.

Zurück zu den Momenten, die Ihnen sonst in Erinnerung geblieben sind. Sie haben da mal eine ziemlich hohe Telefonrechnung eingereicht …

Als im Jahre 1977 der von deutschen Terroristen ermordete Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer nahe dem französischen Mülhausen gefunden wurde, bin ich hingefahren. Da gab es bekanntermaßen noch keine Handys; also bin ich, um meinen Text an die Zentrale durchzutelefonieren, in die nächstliegende Kneipe gegangen. Die hieß »Le crocodile vert«, also »Das grüne Krokodil«. Nun, es war mehr ein Bordell, denn eine Kneipe. Ich bat den Wirt, ob ich kurz telefonieren könnte. Er sagte, er habe keinen Zähler, aber ich könnte pauschal mit einer Lokalrunde bezahlen. Gesagt, getan. Ich brauchte einige Überredungskünste hinterher in meiner Firma, um die 700 Francs, also etwa 120 Euro, erstattet zu bekommen für das kurze Telefonat.

Als jahrelanger Chefredakteur einer Agentur gehörten die Zeitungen immer zu wichtigen Kunden. Wo sehen Sie die Tageszeitung in zehn Jahren?

Die Tageszeitung wird sich weiter am Internet entlanghangeln müssen. Lokaljournalismus ist meist etwas für ältere Menschen. Der demografische Faktor spielt eine große Rolle dabei. Es gibt aber noch kein gut gemachtes lokales Angebot im Internet. Und solange es gut gemachte lokale Angebote im Print gibt, werden diese sich behaupten können.

Also kann eine Zeitung nur im Lokalen überleben?

Im Großen und Ganzen ja. Das Informationsangebot für internationale, nationale und überregionale Themen gibt es im Internet. Außerdem wird es weniger Menschen geben, die sich für das interessieren, was in Brüssel passiert. Die, die die Debatte des Bundeshaushalts als ein Muss-Seite-1-Thema sehen, werden stetig weniger.

Aber warum? Die Leute sind doch nicht dümmer geworden?

Nein, aber die haben andere Informationsquellen. Die gehen ins Internet oder schauen die Tagesschau. Solange der Lokaljournalismus nicht im Internet mit der gleichen Qualität stattfindet, kann man nur auf einer lokalen Ebene überleben.

Würden Sie sich angesichts dieser Entwicklung noch mal für den Beruf des Journalisten entscheiden?

Auf jeden Fall. Die Arbeit als Journalist hat mir ein Leben lang Spaß gemacht. Ich habe 44 Jahre und vier Monate weitgehend mit Freude gearbeitet in einem Spaßberuf und habe noch Geld dafür gekriegt. Viel mehr kann man vom Berufsleben nicht verlangen.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Beitrag?

Und wie! Ich habe in der Auslandsredaktion der AP gearbeitet. Mein erster Beitrag war ein Bericht über eine Explosion irgendwo in Frankreich mit 14 Toten. Den Bericht hat mir mein Vorgesetzter vier Mal mit der Bemerkung »falsch« wieder auf den Tisch gefeuert. Ich war verzweifelt, weil die Nachricht von der Konkurrenz schon im Rundfunk war und habe den Bericht wieder und wieder neu geschrieben. Ich wusste einfach nicht, wie ich da noch anders schreiben sollte. Dann habe ich die Geduld verloren und gesagt: »Was ist denn falsch daran?« Da hat er gesagt: » Als verbindet zwei zeitgleiche, voneinander unabhängige Ereignisse. Die Menschen sind nicht gestorben, als die Gasleitung explodiert ist, sondern weil die Gasleitung explodiert ist.« Da habe ich gefragt: »Hättest du mir das nicht gleich sagen können? Er hat geantwortet: Nein, wenn du das von alleine herausgefunden hättest, wäre das besser gewesen.«

Müssen Journalisten heute andere Dinge können als vor 30 Jahren?

Heute wird mehr Spezialisierung und auch mehr wirtschaftliches Denken gefordert. Jeder Journalist muss heute daran denken, dass die Zeitung ein Produkt ist, dass dieses Produkt verkauft werden muss. Der Journalist ist also auch zugleich Marketingmanager seiner Zeitung. Auch das Handwerk hat sich verändert. Lange Texte sind in der Zeitung kaum noch gefragt. Außer in Blättern wie der »Zeit« oder dem »Spiegel«. Bei Tageszeitungen ist eine Meldung kaum über 150, 200 Wörter lang. Das wird sich aber wieder ändern. Und zwar je eher die Zeitung ein eigenständiges, hoffentlich gegen Bezahlung funktio-nierendes, Internetmodell auf die Beine stellt.

Es wird immer Journalisten geben?

Der Mensch an sich ist neugierig. Er will wissen, was passiert. Nicht nur auf der hohen politischen Ebene, sondern der will auch unterhalten werden. Die Leute wollen von ihrer Umgebung genauso wissen wie von fernen Ländern. Die wollen nicht unbedingt wissen, ob der Herr Laurent Dagbo an der Elfenbeinküste irgendetwas macht, sondern die wollen wissen: Wie ist es an der Elfenbeinküste? Also Lesestoff wird das sein, was die Zukunft bestimmt. Den Beruf des Aufschreibers wird es immer geben. Irgendjemand muss es ja tun, damit es andere lesen können.

Mehr erzählen, weniger nüchtern berichten?

Nachrichten werden weiter an Gewicht verlieren, die Einordnung und die Erzählung werden noch bedeutender.

Was raten Sie jungen Journalisten?

Nehmt viel auf! Wer viel aufnimmt und viel weiß, kann auch viel wiedergeben. Wir alle sollten neugierig und mit offenen Augen durch die Welt gehen. Recherche bleibt das A und O. Nur wer gut recherchiert, kann auch gute Geschichten schreiben. Wer glaubt, alles schon zu kennen oder vorher zu wissen, ist kein Journalist.

(Das Gespräch führten die TA-Volontäre Lavinia Meier-Ewert, Julius Jasper Topp, Christian Gehrke, Mira Mertin, Friedemann Knoblich und Chefreporter Dirk Lübke)

(zu: Handbuch-Kapitel 46 Wer hat die Macht? + 57 Wie können Zeitungen überleben + 19 Die Nachrichtenagenturen + 2-4 Die Journalisten)

Joachim Braun: Ein junger Wilder wird Chefredakteur des Jahres

Geschrieben am 27. Dezember 2012 von Paul-Josef Raue.

Joachim Braun ist ein ungewöhnlicher Chefredakteur: Kein Manager, dem Zahlen wichtiger sind als Recherchen; kein Presseclub-Dauergast, der die Welt erklärt; kein Liebling der Mächtigen in der Provinz, auch wenn sie ihn umarmen wollen. Joachim Braun ist Chefredakteur des Nordbayrischen Kurier in Bayreuth, ist Regional-Chefredakteur des Jahres – und feiert heute Geburtstag (27. Dezember).

Braun plädiert für eine strikt journalistische Haltung

Das alte Sowohl-als-auch, wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass, zählt nicht mehr. Journalisten müssen sich bekennen, müssen Orientierung geben, Hintergründe aufarbeiten, darstellen und vor allem: Sie müssen Klartext schreiben. Nur so bekommen sie Relevanz und erreichen ihre Leser auch emotional.

So steht es in seinem Blog „An(ge)kommen in Bayreuth“, eine ebenfalls ungewöhnliche Chronik eines Chefredakteurs, der vom ersten Tag an notierte und öffentlich machte, was ihm in der Redaktion und in der Stadt auffällt und missfällt.

So machte er sich nicht überall beliebt – auch nicht bei allen in seiner Redaktion, vor allem nicht bei jenen, die – so steht es in seinem Blog – „immer noch glauben, sie hätten in den vergangenen 25 Jahren alles richtig gemacht,

  • weil ihnen die Abonnenten nicht davon gelaufen sind,
  • die soziale Netzwerke standhaft ablehnen, weil sie glauben, sie verrieten dort ihre Ideale,
  • die eine Schulverbandsversammlung 60 Zeilen lang ins Blatt hieven, obwohl sie der Text nicht interessiert,
  • denn: Das haben wir schon immer so gemacht.

Dazu passt eines der Lieblings-Zitate von Braun, das er in einem Interview mit Jürgen Klopp, dem Meistertrainer von Borussia Dortmund, gelesen hat:

Sollten wir einen finden, den ich nicht mehr motivieren kann – der wäre hier auch nicht mehr so glücklich.

Der regionale Chefredakteur des Jahres, den eine Jury des Medium Magazin  wählt, kommt am Ende einer langen Liste von Journalisten, die unsere eitle Zunft als die wahren Journalisten preist: Dreimal FAZ, einmal Spiegel, Welt und dpa, je einmal WDR und ZDF.  Mit der Provinz will man sich nur am Rand ein wenig schmücken, wenn man sich feiert „unterstützt von der Metro group und otto group“.

Die Jury- Begründung für Joachim Braun ist jedoch vorzeigbar:

Er steht für einen unerschrockenen Journalismus, wie man sich ihn nur wünschen kann in einer Region: Gradlinig und kantig scheut er keine Konfrontation mit der Obrigkeit (was u.a. 2012 dazu führte, dass der Bayreuther Oberbürgermeister nicht wiedergewählt wurde). Ebenso wenig scheut er sich davor, alte redaktionelle Zöpfe abzuschneiden (z.B.Vereins- und Honoratioren-Berichterstattung). Er selbst geht mit gutem Beispiel voran und gibt mit seinem kritischen Blog „An(ge)kommen in Bayreuth“ täglich die journalistische Haltung vor, die er auch von seiner Redaktion erwartet.

Da ist allerdings noch ein Rest von Verachtung der Provinz zu lesen: Vereinsberichterstattung als alter Zopf, der abzuschneiden ist – als ob der Bürger, der sich engagiert und selbst organisiert, unserer Gesellschaft schadet. Da wird Lokalberichterstattung gerühmt, nur wenn sie Skandale entdeckt und Bürgermeister absägt – als Provinz-Spiegel sozusagen.

Diese Kopf-ab-Mentalität ist nicht Brauns Sache. Er mag seine Leser, er mag den  Stolz der Menschen auf ihre Heimat, er mag die Provinz, aber nicht das Provinzielle. In seinem Blog ist zu lesen:

Um’s klar zu stellen: Der Nordbayerische Kurier ist weder CSU noch SPD, weder rechts noch links, weder für noch gegen Festspielhaus. Er ist ausschließlich der Wahrhaftigkeit verpflichtet und damit seinen Lesern.

Bei allem Übermut, der Joachim Braun bisweilen überfällt, ist das die rechte Haltung. Glückwunsch,  lieber Joachim Braun!

(zu: Handbuch-Kapitel 2-4 Die Journalisten + 55 Der neue Lokaljournalismus)

 

Fundstücke: Ist der Verleger wichtiger oder die Redaktion?

Geschrieben am 7. Dezember 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 7. Dezember 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

Das Publikum kommt nicht wegen des Zirkusdirektors in den Zirkus.

Was ist wichtiger: Die Redaktion oder der Verleger? Dirk Ippens Understatement, zu lesen in der „Süddeutsche Zeitung“ (4. Dezember 2012, nach Turi.de). Ippen hat seine Zeitungen zu einem Lokalzeitungs-Imperium ausgebaut nach dem Grundsatz „Jedes Geschäft ist lokal“. Vor vierzig Jahren wurde er belächelt, heute gilt das Lokale als die Zukunft der Zeitung.

Kein Grund für linksintellektuelle Schwermut: Das Zeitungssterben fällt aus

Geschrieben am 24. November 2012 von Paul-Josef Raue.
1 Kommentar / Geschrieben am 24. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

„Die allermeisten Verlage stehen grundsolide da“, schreibt Chefredakteur Armin Maus im Samstags-Essay der Braunschweiger Zeitung über die Insolvenz der Frankfurter Rundschau und das Ende der Financial Times Deutschland. Wie stark Zeitungen seien, werde verschwiegen, weil es schlecht ins Untergangsszenario passe. Stattdessen könne man viel Unfug vom „Zeitungssterben“ lesen.

Selbst eine gut gemeinte Titelgeschichte in der Zeit, in der viel Kluges über Qualität und Verantwortung zu lesen ist, war überschrieben: „Wie guter Journalismus überleben kann“. Diese Schlagzeile transportiert ein Bild, das in seiner pathetischen Schwarzfärbung vom Hang des linksliberalen Intellektuellen zur Schwermut zeugt.

Maus kritisiert Medienwissenschaftler, Experten und Politiker und bescheinigt ihnen ein Niveau zwischen Nostradamus und Radio Eriwan, wenn sie aus unterschiedlichen Geschichten die eine vom Zeitungssterben bastelten:

  • Medienwissenschaftler, hochgebildete Intellektuelle, sprechen über eine Realität, die sie mangels praktischer Erfahrung nur aus zweiter Hand kennen.
  • Experten, deren Geschäftsmodell auf der These beruht, die Verlage machen ohne sie alles falsch, rezensieren vom Turme herab.
  • Politiker, die die These vertreten, Tageszeitungen seien „ja nicht mehr so wichtig“.

Armin Maus stellt die Erfolge der Tageszeitungen heraus, die zu den wichtigen Faktoren des öffentlichen Lebens gehöre:

  • Nirgendwo sonst in Europa gibt es eine vergleichbare Vielfalt. Deutschland spiegelt sich in seinen Regional-Zeitungen.
  • 47 Millionen Menschen lesen in Deutschland täglich Zeitung.
  •  Leser schätzen die Unabhängigkeit der Redaktionen. Die Staatsferne, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk für sich reklamiert, ist bei den Zeitungen Realität.
  • Die Tageszeitung genießt bei den Bundesbürgern höchstes Vertrauen, liegt weit vor der „Tagesschau“.
  • Das Vertrauen gilt auch für junge Leute, die sich in beachtlicher Zahl weigern, „keine Zeitung mehr zu lesen“, obwohl es allenthalben von ihnen behauptet wird.
  • Die Zahl der Leser, die ein Abonnement bezahlt, ist leicht rückläufig. Nimmt man allerdings die Reichweiten der Internetangebote der Verlage dazu, sieht das Bild schon anders aus. Denn auch Leser, die keine Papierzeitung wünschen, schätzen die Informationen, die ihnen eine unabhängige Redaktion anbietet.
  • Als Werbeträger haben die Zeitungen unbestreitbar an Boden verloren. Aber es gibt zum ersten Mal eine intensive Zusammenarbeit der wichtigsten Verlage, die die Schaltung bundesweiter Kampagnen erleichtert.
  • Zeitungshäuser – Springer allen voran – sind auf dem Weg zum Multimedia-Anbieter.

(zu: Handbuch-Kapitel „Welche Zukunft hat der Journalismus“ + 53-57  Die Zukunft der Zeitung)

Ude (2): Die hohe Kunst des Lokaljournalismus

Geschrieben am 19. November 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 19. November 2012 von Paul-Josef Raue in Lokaljournalismus, Presserecht & Ethik, Recherche.

Wenn Münchens Oberbürgermeister verstehen will, was seine Verwaltung schreibt, schaut er in den Lokalteil der Zeitungen: „Ich verstehe viele Vorlagen nicht. Aber seriösen Zeitungen gelingt es, den wesentlichen Inhalt zu vermitteln.“ Das eine, die Leistung der Lokaljournalisten, sei eine Kunst; das andere, die Verwaltungssprache, ein Milieu-Schaden.

So sprach Christian Ude bei der Lokaljournalismus-Konferenz des Netzwerk Recherche in München (9. November 2012). Daraus abzuleiten ist die Forderung an die Lokaljournalisten: Übersetze die Verwaltungssprache in ein verständliches Deutsch, damit es nicht nur der Oberbürgermeister verstehen kann, sondern jeder Bürger deiner Stadt!

Eine weitere Kunst, die Lokaljournalisten beherrschen, lobte Ude: Aus einer neunstündigen Sitzung das Wesentliche zu destillieren. „Wir profitieren davon!“ – und meinte mit „wir“ die Politiker. Auch daraus kann man eine Forderung formulieren.

Eine dritte Kunst hob Ude hervor: „Als Korrespondent in Südamerika ist es völlig wurscht, was sie schreiben, im Lokaljournalismus muss jede Zahl und jeder Vorname stimmen, zumindest bei einem Stadtrat. Die öffentliche und soziale Kontrolle ist nirgends so enorm wie im Lokaljournalismus.“ Daraus folgert Ude: „Das hohe Selbstwertgefühl der Lokaljournalisten ist durchaus berechtigt.“

So lassen sich die Ude-Regeln der Lokaljournalisten-Kunst formulieren:

1. Schreibe so, dass dich jeder versteht, sogar der Oberbürgermeister!
2. Hole das Wesentliche aus jeder langen Sitzung, aus jeder Versammlung heraus!
3. Recherchiere sorgfältig, weil dich jeder kontrollieren kann!

Eine vierte Regel fügte er an: Kontrolliere die Mächtigen! Sei Wächter der Demokratie! Diese Regel formulierte Ude als Kompliment: „Man muss Lokaljournalisten fürchten!“

Die Wächterfunktion sei notwendig, denn – so Ude – „alle Menschen jeglicher Couleur neigen zum Machtmissbrauch, wenn sie nicht von außerhalb kontrolliert werden.“ Zu schreiben, was verschwiegen werden soll, sei die vornehme Aufgabe der Lokaljournalisten.

Wie er selber einmal in seiner Jugend wenig sorgfältig, aber dennoch erfolgreich gewesen war, erzählte er vor hundert Gästen im Restaurant der Süddeutschen Zeitung:

Ich habe eine Musikkritik in der SZ geschrieben, ohne dabei gewesen zu sein. Ich hatte keine Lust, bin ins Textarchiv gegangen, habe mir eine entsprechende Kritik von Joachim Kaiser angesehen, die besten Passagen abgeschrieben – und mir stattdessen einen unvergesslichen Abend im Biergarten gegönnt.

Der Konzertverein hat sich bedankt: „Der Kritiker hat mit viel Herzblut geschrieben.“ Die Plattenfirma hat meine Kritik aufs nächste Plattencover gesetzt.

Die Macht des Lokaljournalisten erlebte Ude bei den großen Studenten-Demonstrationen 1968, bei denen die Schätzungen der Teilnehmer zwischen Polizei und Zeitung immer stark differierten – bis eines Tages der Polizeichef auf Ude zukam und ihn fragte: „Wären Sie mir 3000 einverstanden?“

Der Lokaljournalismus ist für Ude kein Sprungbrett nach oben, er ist schlicht der folgenreichste Journalismus, der Ernstfall, wo es auf jedes Wort ankommt. „Nirgendwo ist die publizistische Wirkung so erfolgreich.“

Ude plädierte für Seriosität und Hintergründigkeit gerade im Lokaljournalismus: „Ich wundere mich, wie viele Journalisten sich auf den Wettlauf um Aktualität einlassen, statt auf Qualität und Ausführlichkeit zu setzen. Der recherchierende Journalist wird immer wichtiger – und deswegen sage ich es auch in Anwesenheit der Geschäftsführung.“

(zu: Handbuch-Kapitel 48-49 Presserecht und Ethik + 55 Der neue Lokaljournalismus + 3 Warum die Gesellschaft bessere Journalisten braucht)

Überregional Denkende gegen Patrioten des Lokalen – Wie sich ein Ex-FR-Redakteur an seine Zeitung erinnert

Geschrieben am 15. November 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 15. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

Als Redakteur eines überregionalen Ressorts fehlte mir wohl das Verständnis, wie sehr ihre lokalen Wurzeln die Zeitung prägten. Ich nahm sie als das, was sie fern von Frankfurt gewesen war: als eine Bühne der intellektuellen Auseinandersetzung, die in Feuilleton und Politik stattfand, als eine harte Währung im intellektuellen Diskurs – und womöglich war auch das in den Neunzigern schon mehr Nimbus als Realität.

Peter Körte in der FAZ in seinem Nachruf auf die FR „Der Tag der lebenden Toten“ (14. November 2012), in dem er auch über die Debatten berichtet zwischen den „überregional Denkenden“ und den „Patrioten des Lokalen“.

(zu: Handbuch-Kapitel 57 Wie können Zeitungen überleben + 55 Der neue Lokaljournalismus + Welche Zukunft hat der Journalismus)

Drei Gründe für den Niedergang der Frankfurter Rundschau

Geschrieben am 14. November 2012 von Paul-Josef Raue.
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Die Frankfurter Rundschau meldet Insolvenz an. Der ökonomischen Absturz folgte der Hybris, als eine überregionale Zeitung gelten zu wollen; aber „Karstadt“ auf der Zeil als Werbekunde interessierte sich nicht für den Oberstudienrat in Husum, so dass die Expansion in grüne Deutschland mehr Geld kostete als sie einbrachte. Parallel war der journalistische Niedergang zu beobachten. Der hat drei Gründe:

1. Die Redaktion hat sich mehr mit sich selber als mit den Lesern beschäftigt. Es gab nach den achtziger Jahren, als die Grünen aufstiegen, keinen regionalen Lesermarkt mehr für eine politische Richtungs-Zeitung. Überregional hatte sich die Süddeutsche Zeitung als liberale, leicht nach links strebende Zeitung etabliert; die SZ hatte die stärkeren Autoren, recherchierte mehr und tiefer – sie bot eben mehr als starken Meinungsjournalismus.

Der Aufmacher der Montagausgabe (12.11.2012) ist aufschlußreich: „Grüne Wende“ beschreibt die Öffnung der Grünen „hin zu größeren Wählerschichten“. Was den Grünen  gelang, hat die FR nicht geschafft: Sie öffnete sich nicht, sie blieb in ihrem alten Milieu.

2. Die FR hat sich nie als die Stadtzeitung für Frankfurt und den reichen Speckgürtel verstanden. Immerhin erscheint die Zeitung in der reichsten Region Deutschlands, hat eine potentielle Leserschaft, die für jeden Werber interessant sein musste. Doch in der Stadt und im Umland stiegen Bild-Frankfurt und die Frankfurter Neue Presse zu den Stadtzeitungen auf, die das Bürgertum bedienten. Noch ein Blick in die Montagausgabe: Von acht Themen, die auf der Titelseite angerissen werden, ist keines aus dem Rhein-Main-Gebiet.

3. Das Tabloid-Format ist ungeeignet für eine Regionalzeitung, die vor allem Familien erreichen will: Wer die Zeitung nicht teilen kann (Lokal-Sport-Mantel), sondern nur in einem Stück lesen kann, der verliert in der Familie den Überblick. Der gefeierte Tabloid-Fortschritt war ein Rückschritt, wahrscheinlich der entscheidende. Die Redaktion samt Verlag hat die Leserschaft, zumindest eine ausreichend große Leserschaft, nicht respektiert, erst recht nicht verstanden.

 

Dazu der Leitartikel von Gustav Seibt in der Süddeutschen vom 17. November 2012:

Als die Krise nicht mehr zu leugnen war, reagierten die Verantwortlichen panisch: Sie warfen ein altes, nur renovierungsbedürftiges Layout über Bord, änderten aber wenig an Kommentaren, die ausrechenbar geworden waren.

(zu: Handbuch-Kapitel 57 Wie können Zeitungen überleben)

Ude (1): Kein Berufsstand so mimosenhaft wie Journalisten

Geschrieben am 11. November 2012 von Paul-Josef Raue.
1 Kommentar / Geschrieben am 11. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

Schon die Bemerkung, dass eine Jahreszahl in der Zeitung verwechselt wurde, gilt als ein Anschlag auf die Pressefreiheit. Kein Berufsstand ist so mimosenhaft wie der der Journalisten – obwohl es doch ihr Beruf ist zu kritisieren. Das Phänomen habe ich nicht ergründen können.“

Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister, in seiner Rede beim Lokaljournalismus-Kongress des Netzwerk Recherche.

Kritik ist das Lebenselixier der Demokratie, sagen Journalisten zu Recht. Warum sind sie dann so mimosenhaft? Politiker teilen auch aus und stecken ein und gehen nachher ein Bier trinken. Das wünsche ich mir auch von Journalisten.

Warum Münchens OB redete und den Mantel nicht auszog

Geschrieben am 11. November 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 11. November 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus.

Es war ein milder Herbstabend – und Ude im dicken schwarzen Mantel. „Warum zieht der Mann seinen Mantel nicht aus?“, fragte Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister, als er anhob, eine Rede zu halten zur Lage des Lokaljournalismus. Ude befürchtete: Die gut hundert Journalisten würden wohl recherchieren, warum er im Mantel reden würden. Denn – das Netzwerk Recherche hatte ins SZ-Hochhaus zum ersten Lokaljournalismus-Kongress geladen.

Ude, einst selbst SZ-Mitarbeiter, stoppte alle Recherchen: „Ich habe mir an einem Nagel eine Triangel in meine Hose gerissen und mich gefragt: Ziehe ich mich um und komme eine Stunde zu spät? Oder sehe ich lieber befremdlich aus? Ich habe mich fürs zweite entschieden.“

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