Phrasen: Vier Strategien für den Journalismus der Zukunft
Zeitungen und Zeitschriften müssen ihre Nutzer emotional binden, auch wenn ihnen das schwerer fällt als den elektronischen Medien, sagt Roland-Berger-Mitarbeiter Mogg in einer Studie laut Meedia. Er empfiehlt folgenden Strategie:
- „Der Community-Leuchtturm“: Die Interessen der Leser verstehen, um ihnen spannende Nischeninformationen anzubieten, lokal oder fachlich.
- „Wegweiser“: Gut recherchierte und exklusive Beiträge, einordnende Kommentare, verständliche Infografiken.
- „Hybrid Publishing“: Bessere Vernetzung von Online, Zeitung und Mobile.
- „Wachstum in neue Geschäftsfelder“ etwa „e-Commerce“.
Meedia nennt die Studie „eine bemerkenswerte ärgerliche Veröffentlichung“. Stefan Winterbauer: „Man kann sich nicht erinnern, wann jemals so viele Plattitüden zu einem Bündel verschnürt und als selig machende Weisheiten in die Welt hinausposaunt wurden. Jedem Medienpraktiker müssen sich bei der Lektüre dieser Berater-Fibel vor Grausen die Nackenhaare aufstellen.“
(zu: Handbuch-Kapitel Welche Zukunft hat der Journalismus)
Was ist guter Journalismus? (Golombek-Interview 4)
Und was ist guter Journalismus?
Dieter Golombek: „Schreiben was ist!“ Auf diesen drei Worten des rasenden Reportes Egon Erwin Kisch gründet der journalistische Urauftrag. Aber was ist „Was“? Jeden Tag trifft jede Redaktion Entscheidungen, was sie ihren Lesern bieten will, das „Was“ betrifft aber auch die grundsätzliche Frage, wie sich die Zeitung im Zeitalter von Internet, Radio und Fernsehen versteht, was ihr Kerngeschäft sein soll und sein kann.
Sie muss immer wieder neu bestimmen, was für ihre Nutzer wichtig ist und interessant, und was man getrost anderen Medien überlassen kann.
(aus dem Interview der TA vom 13. Oktober mit Dieter Golombek)
(zu: Handbuch-Kapitel 1 Was dieses Buch will)
Zeitungen müssen ein Markenartikel der Demokratie bleiben
In einer Demokratie ist nichts wertvoller als der Journalismus – aber ein Journalismus, der recherchiert, was die Mächtigen planen und im Verborgenen tun; der die Bürger ernst nimmt, ihre Interessen und Bedürfnisse kennt und für sie Wichtiges vom Unwichtigen trennt; der viele Meinungen anbietet, auch Querdenkern das Wort gibt, der Debatten anstößt und führt.
Ein Beitrag für die Serie „Zukunft des Qualitätsjournalismus: Was ist uns Journalismus wert?“ von dapd, erschienen unter anderem im Echo (Darmstadt) und http://www.nibelungen-kurier.de/?t=news&s=Aus%20(Worms)
(zu: Handbuch-Kapitel 57 Wie können Zeitungen überleben + 48-49 Wie Journalisten entscheiden (sollten) + 3 Warum die Gesellschaft bessere Journalisten braucht)
Iranische Nachrichtenagentur fällt auf Satire rein
Falschmeldungen, gar Nachrufe zu Lebzeiten, gibt es, seit es Zeitungen gibt. Mit dem Internet steigt die Zahl rapide. Die iranische Nachrichtenagentur Fars News schaute in das amerikanische Magazin The Onion (Die Zwiebel), las dort: 77 Prozent der weißen Amerikaner würden laut Gallup-Umfrage Ahmadinedschad, den iranischen Präsidenten, lieber wählen als Obama – und verbreitete es, auch wieder übers Internet.
Nur – Die Zwiebel ist ein Satire-Magazin und die Umfrage eine Fälschung.
Zu „Fehler im Journalismus“ zitiert das Handbuch Studien, nach denen die Hälfte aller Artikel nicht korrekt sind (Seite 96).
(Quelle: Spiegel Online, 28.9.2012)
(zu: Handbuch-Kapitel 17 Die eigene Recherche + 19 Die Nachrichtenagenturen + 38 Die Satire)
Junge Journalisten – „eine verwöhnte Generation“
„Ernüchternd“, „entsetzt“ – so die Reaktion von Pauline Tillmann und Mitgliedern der Jury des „Reportagepreises für junge Journalisten“ auf die eingesandten 29 Reportagen.
Pauline Tillmann klagt und klagt an in ihrem Blog:
- Viele junge Journalisten kennen offenbar den Unterschied zwischen Reportage und Portrait nicht.
- Für eine Reportage reicht es nicht, sich mit einem Menschen zwei Stunden in die Küche zu setzen und sich seine Geschichte nacherzählen zu lassen. Das ist wichtig für den Hintergrund und die Einordnung, aber man muss als Reporter etwas miterleben. Es muss etwas passieren, und man muss als Reporter beschreiben, was man sieht, hört, riecht, schmeckt und manchmal auch, was man fühlt.
- Die heranwachsende Generation, zu der ich mit meinen 29 Jahren auch gehöre, ist eine verwöhnte Generation. Den heutigen Nachwuchsjournalisten fehlt oft der Biss, der Wille mehr einzubringen, als minimal gefordert ist. Das Engagement. Den Esprit. Die Eleganz. Und das Bewusstsein: Wenn ich es zu etwas bringen will, muss ich dafür kämpfen. Meine Generation kämpft nicht, sie genießt.
- Es gibt viel mehr Journalistenschulen und Publizistik-Studiengänge als früher – und doch gibt es nicht mehr gute bis sehr gute Journalisten. Soll heißen: Es gibt eine Inflation der Mittelmäßigkeit. Und das hat damit zu tun, dass es viele nicht mehr gewohnt sind, sich anstrengen zu müssen.
- Weil einige Nachwuchsjournalisten nicht die nötige Energie
haben, wandern sie in die PR ab, weil es bequemer ist – und das Gehalt besser.- Den meisten fehlt einfach der Biss. Und ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Es reicht nicht, Journalist werden zu wollen. Man muss wirklich dafür brennen.
Aus den Kommentaren zum Blogeintrag von Pauline:
+ Jetzt mal ehrlich: Ich finde die Art und Weise anmaßend, großkotzig und unangemessen…
+ Die angeblich mittelmäßige Qualität der Beiträge liegt vielleicht eher an der mittelmäßigen Bekanntheit des Preises. Vielleicht liegt sie aber auch daran, dass gerade die vielversprechendsten Talente so klug sind zu erkennen, dass die Branche gerade schreibenden und recherchierenden Journalisten heute keine über Jahrzehnte tragfähige Perspektive mehr auf eine bürgerliches Berufsleben bietet.
Das klingt paradox, ist aber traurige Realität. Vergleiche mit früheren Journalistengenerationen zeugen deshalb von einer entsetzenden Realitätsverweigerung. Nur wer nicht von ständiger Sorge um seine Zukunft und den Kontostand am Ende des Monats getrieben ist, hat überhaupt die Muße, sich auf Arbeitsbedingungen einzulassen, die für die Wirtschaftswunder- und 68er-Generation noch “Standard” waren.
+ Natürlich gibt es nicht viele Spitzenleute im Journalismus – wie überall. Viele Journalisten machen einfach ein solides Handwerk, sie mögen ihren Job und irgendwie ist es … ja: auch ein Job wie jeder andere. Man muss ja Journalismus nicht ständig überhöhen.
+ Lehrt zumindest die Akademie für Publizistik, dass ein Portrait zur Gattung der Reportagen gehört.
Pauline antwortet ihren Kritikern:
Ich habe mich für die Pauschalkritik entschuldigt. Und ich glaube, dass dieses Uninspirierte, das mir bei jungen Kollegen oft begegnet, darauf zurückzuführen ist, dass tatsächlich die allgemeinen Rahmenbedingungen wenig Raum für Kreativität lassen.
Dennoch bleibe ich dabei: Einige glauben sich nicht anstrengen zu müssen und glauben, dass ihnen alles zufliegt.
(zu: Handbuch-Kapitel 2 Welche Journalisten wir meinen – und welche nicht + 32 Die Reportage + 34 Das Porträt + 51 (PR) + 58-60 Ausbildung und Berufsbilder)
Bettina Wulff: Gerücht, Süddeutsche & Boulevard
„Arbeitete Bettina Wulff im Rotlichtmilieu?“, fragt heute (8. September 2012) die Süddeutsche Zeitung. Das Gerücht wabert seit Jahren, im Internet füllt es Abertausende von Einträgen, aber erst heute gelangt es in die Schlagzeilen wie auf der Titelseite von Bild: „Bettina Wulff wehrt sich gegen Huren-Gerüchte“.
Der Boulevard kannte die Gerüchte, hat recherchiert, aber nichts gedruckt. Offenbar ging es um die Recherchen und das Huren-Gerücht auch im Telefonat, das Bundespräsident Wulff mit Kai Diekmann, dem Chefredakteur von Bild, im Dezember führen wollte. Wulff sprach auf die Mailbox, geriet außer sich und verspielte seinen Kredit bei der Öffentlichkeit, die ihm lange gewogen geblieben war.
Liest man heute in der SZ Hans Leyendeckers Report auf Seite-3, dann ging es offenbar um das Huren-Gerücht, als Wulff den Diekmann beschimpfte und tobte: Für mich und meine Frau ist der Rubikon überschritten!
Auffällig ist: Diesmal ist die Süddeutsche informiert, während nach Wullfs Wutausbruch auf Diekmanns Mailbox die FAZ informiert war und darüber berichtete, lang und breit und oft zitiert. So spielen offenbar der Boulevard und die seriösen Überregionalen Pingpong, als wäre es das Normalste in unserer kleinen Medienwelt.
Bild nennt Hans Leyendecker heute „Star-Reporter der SZ“. Auf jeden Fall kannte Bild vorab die SZ-Geschichte, sonst hätte sie nie so ausführlich den Star-Reporter zitieren können. Auch die FAZ zitiert die SZ auf der zweiten Seite – mit einem Kommentar zur EZB.
Warum schreiben heute die SZ + Bild auf der Titelseite, die eine unten, die andere oben, von der angeblichen Hure? Das Netz ist seit langem dem Gerücht auf den Leim gegangen, die Berliner Zeitung brachte es andeutungsweise kurz vor Weihnachten, gefolgt von Jauch in seiner Talkshow („Jetzt fragt sich jeder, ob da noch mehr kommt“) und dem Dementi von Bild-Vize-Chefredakteur Nikolaus Blome („Kompletter Quatsch“).
Warum heute? Bettina Wulff will darüber noch im September in ihrem Buch berichten, schreiben die SZ + Bild.
Warum so ausführlich, beide zusätzlich auf einer Seite im Innenteil? Weil die Journalisten, die sich so lange zurückhalten mussten oder wollten, endlich die Geschichte um die angebliche Pretty Woman in aller Breite schreiben können – im Stil des Biedermanns, der das alles so gräßlich findet. Oder ist es gar Reue, dass man Bettina Wulffs Gatten, sorgsam recherchiert, aus dem Amt geschrieben hatte?
Und: Hatte nicht Hans Leyendecker vor wenigen Wochen den Nannen-Preis für exzellente Recherche abgelehnt, weil auch Bild ihn wegen der wasserdichten Wulff-Recherchen bekam?
Immerhin kannte Hans Leyendecker, der zusammen mit Rald Wiegand schreibt, sogar Intimes von den Wulffs, das sich liest, als wäre er dabei gewesen:
„Es gab Beziehungen, die sie hatte, aber nicht im Rotlicht. Sie hat mit ihrem Mann am Anfang ihrer Beziehung über ihre früheren Partner geredet. Und er über seine Partnerinnen. Jeder hat ein Vorleben.“
Bildschön und selbstbewusst sei Bettina Wulff schreibt Bild heute (ohne einen Autoren des Textes zu nennen), blond und tätowiert, mit Modelmaß.
Handbuch, Seite 214:
Ein Hauch von Boulevard weht selbst durch die ernsthaftesten deutschen Zeitungen. (Werner Meyer)
(zu: Handbuch-Kapitel 35 Der Boulevardjournalismus + 48-50 Presserecht und Ethik)
Ganz viel „Umfeld“: Journalisten und Gerüchte
„Weidmann hat Rücktritt erwogen“, titelt die FAZ in der Samstagausgabe (1.9.2012) und gibt als Quellen an: „Entsprechende Gerüchte wurden am Freitag im Umfeld der Bundesbank bestätigt.“
Die Quellenlage ist dünn: Umfeld der Bundesbank; dann folgen, alle im Konjunktiv, „die Bundesregierung“ und auch Weidmann, aber nicht als direkte Quelle, sondern als Zitat aus einem länger zurückliegenden Gespräch, das offenbar nicht veröffentlicht wurde.
Erst am Ende des langen Dreispalters kommen offizielle Quellen zu Wort: Der Sprecher der Bundesregierung sagt nichts („Sie müssen Herrn Weidmann dazu befragen“); die Bundesbank (wer?) kommentiert auch nichts.
Es bleibt rätselhaft: Das durch nichts als durch Gerüchte erhärtete „Erwägen“ des Bundesbank-Präsidenten, wird kommentiert als „Ungeschicklichkeit“ – wobei unklar bleibt, wer ungeschickt war. Im Kommentar wird dann endgültig das Gerücht zur Wahrheit („Gleichwohl ist verständlich, dass … Weidmann über einen Rücktritt nachgedacht hat“) und suggeriert, dass Weidmann die Quelle ist. So viel Raunen ist ungewöhnlich, zumal für eine überregionale Zeitung von Gewicht, aber nicht verwerflich.
Journalisten dürfen auch ein Gerücht an ihre Leser weiterreichen. Im Pressekodex, Ziffer 2, ist zu lesen: „Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.“
Doch gelten auch für das Verbreiten von Gerüchten Mindestanforderungen: Der, den die Gerüchte treffen, muss befragt werden; wenn er nichts antwortet, muss dies auch der Leser erfahren.
(zu: Handbuch-Kapitel 17 Die eigene Recherche)
Reisejournalismus, PR und Leitlinien
Auch Mitarbeiter des Springer-Verlags nehmen Einladungen von Veranstaltern an und schreiben über die Reise. Doch sie teilen es vorbildlich ihren Lesern mit:
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Studiosus Reisen. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axel-springer.de/unabhaengigkeit
Ähnlich ist der Hinweis auf den Auto-Seiten, etwa „Die Reise zur Präsentation des B-Max wurde unterstützt von Ford“ oder „Die Reise nach Pebble Beach wurde unterstützt von Mercedes und Bugatti“.
Statt des unsäglichen Worts „Standards“ heißt es auf der Webseite: „Leitlinien“.
Quelle: Welt vom 25. August 2012 „Noch einmal Albanien“ / „Freiheit für Hinterbänkler“ / „Oldtimer als Wertanlage“
(zu: Handbuch-Kapitel 51-52 Pressesprecher und PR + 48-49 Presserecht und Ethik + Service B Medien-Kodices)
Uli Hoeneß, das Bierzelt und der Lokalredakteur
Bayern-Präsident Uli Hoeneß nannte Gomez einen guten Mittelstürmer, aber keinen sehr guten. Der Satz wurde überall diskutiert. Peter Heß stellte im FAZ–Interview fest: Herr Hoeneß, Sie halten sich nicht aus der Mannschaft heraus.
Hoeneß reagiert nüchtern und sieht den Grund, das solch ein Eindruck entstehen kann, bei den Journalisten:
Ich saß in einem Bierzelt in Regen im Bayrischen Wald mit über 1000 Fans – alle in Rot-Weiß. Früher habe ich hundertmal so einen Satz gesagt, und das hat keinen interessiert. Aber heutzutage sind überall Journalisten dabei.
Wir stellen zu Recht fest: Es gibt immer weniger Redakteure. Dennoch hat auch Hoeneß Recht: Es gibt immer mehr Nachrichten, auch wenn man über deren Wert streiten kann.
Wie ist das zu erklären. Drei Versuche einer Antwort:
1. Schon immer waren überall Journalisten. Schon immer hat sich ein Redakteur der Passauer Neuen Presse oder irgendeiner Lokalzeitung den Auftritt von Hoeneß nicht entgehen lassen. Aber früher stand es nur im Lokalteil, und die hochmütigen Redakteure im Mantel haben es nicht wahrnehmen wollen; doch heute steht es im Internet, wird getwittert, von Suchmaschinen entdeckt. Immer weniger Journalisten verbreiten immer mehr Nachrichten.
2. Durch die Trennung von Blattmachern und Reportern – die einen drinnen, die anderen draußen – gehen mehr Redakteure in die Bierzelte und auf die Straßen, sind weniger Redakteure an Schreibtische gefesselt. Wo man früher den Schüler als freien Mitarbeiter rausschickte, geht heute der Redakteur selbst; und der hat in der Regel schon ein besseres Gespür für wichtige Zitate und Beobachtungen.
3. An den Desks oder Nachrichtentischen, wie auch immer sie genannt werden, ist das Management von Nachrichten professioneller geworden. Die Torwächter (gatekeeper) im Reich der Informationen sind keine Spezialisten mehr, sondern gute Kenner der Welt, der Medien und ihrer Leser. Früher leisteten sich nur die Agenturen und – mit Einschränkungen – die großen Zeitungen und Magazine solche Torwächter, heute schon manch kleine Regionalzeitung.
Quelle des Zitats: FAZ, 23.8.2012
(zu: Handbuch-Kapitel 7 Online Redaktion + 10 Was Journalisten von Bloggern lernen können + 55 Die neue Lokalredaktion + 24 Woraus wird eine Nachricht)
Eine Todesanzeige zu Lebzeiten
„Unsere liebe Steffi wurde heute viel zu früh aus ihrem jungen und erfüllten Leben gerissen“, so steht es in der Todesanzeige – und die Tote ist höchst lebendig! Das ist ein Albtraum für jede Zeitung und der SZ in München am vergangenen Donnerstag (16.8.2012) widerfahren. Die SZ berichtet auch darüber: „Stalker schaltet Todesanzeige – Steffi lebt“.
Der Fall, geschildert von Anna Günther und Ulrich Schäfer: „Ein Stalker bombardiert eine talentierte 17-jährige Tennisspielerin aus dem Münchner Vorort Ismaning mit Anrufen und Internetnachrichten. Jetzt hat er sogar eine falsche Todesanzeige geschaltet. Im Namen ihres Vaters. Die Polizei ermittelt.“
Wie ist der Stalker vorgegangen? Die SZ-Mitarbeiter schildern es genau:
- Er hat sich mit einer Mail-Adresse gemeldet, die den Namen des Vaters trug;
- er hat eine korrekte Adresse hinterlassen, eine Telefonnummer, eine Bankverbindung;
- er hat, als die SZ-Anzeigenabteilung noch eine Nachfrage hatte, prompt per Mail geantwortet und um Verständnis gebeten, dass er sich nicht telefonisch melde, da die Trauer um die Tochter einfach zu groß sei;
- er hat diese Mail mit dem Namen von Werner K. und seiner Frau gezeichnet; der Täter versuchte sogar, noch eine zweite Anzeige aufzugeben.
Dies liest sich wie eine Anleitung zur Nachahmung – sicher nicht so gemeint, sondern gut gemeint in dem Sinne: Wir verschweigen nichts, auch wenn es uns peinlich ist.
So recht ist dieser schwere Vorwurf in einem Online-Kommentar von „Ohsiris“ auch nicht von der Hand zu weisen:
Gute Arbeit liebe SZ!
Jetzt kann jeder Leser ohne Weiteres die wahre Identität von Stefanie K. bei Google finden, die Informationen über ihren Verein und ihre Sportart sind dazu mehr als ausreichend. War eine – ausreichende – Anonymisierung denn nicht möglich?
Dem Stalkingopfer wird nun von der SZ auch noch das letzte bisschen Privatsphäre geraubt. So hat der Stalker auf ganzer Linie Erfolg gehabt; dank Ihrer Beihilfe!
(zu: Handbuch-Kapitel 50 Presserecht)
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