Alle Artikel mit dem Schlagwort " Facebook"

Facebook, das Mittagessen mit Max Schultze und der Gipfel der Kommunikation (Zitat der Woche)

Geschrieben am 22. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 22. Juli 2013 von Paul-Josef Raue in Online-Journalismus.

Wieder etwas Neues bei Facebook! Zu welch einsamen Höhen der Kommunikation werden uns die sozialen Netzwerke noch führen?

Du kannst deine Freunde jetzt in deinen Statusmeldungen oder Beiträgen markieren. Gib dazu @ und dann den Namen deines Freundes ein. Zum Beispiel: „Hab mit @Max Schultze zu Mittag gegessen“.

Wird die deutsche Sprache zu einer Kolonie des Englischen? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 21. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.
2 Kommentare / Geschrieben am 21. Juli 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Friedhof der Wörter.

Anglizismen über Anglizismen unter den fünftausend Wörtern, die Redakteure in den neuen Duden aufgenommen haben: Crossdressing, E-Book-Reader, Facebook, Mikropayment, Shitstorm und andere mehr. Wird die deutsche Sprache zu einer Kolonie des Englischen?

Wer auf diese Frage mit Ja antwortet, der prüfe sich:

> Wie hoch ist der Anteil der englischen Fremdwörter im neuen Duden?
a) 3,7 Prozent
b) 18,9 Prozent
c) 40,1 Prozent

> Hat sich die Zahl der englischen Wörter im vergangenen Jahrzehnt vermehrt?
a) Nein, unverändert
b) ein Viertel mehr
c) doppelt so viel

> Aus welcher Sprache stammen im neuen Duden die meisten Fremdwörter?
a) Englisch
b) Latein
c) Französisch
d) Griechisch

Ich muss alle enttäuschen, die über den Untergang der deutschen Sprache klagen:

> Gerade mal 3,7 Prozent der Fremdwörter stammen aus dem Englischen;

> die Zahl ist ähnlich hoch wie vor einem Jahrzehnt;

> das Englische steht in der Rangliste der Fremdwörter-Herkunft erst auf dem dritten Rang, gemeinsam mit dem Französischen; fast 6 Prozent stammt aus dem Lateinischen, gefolgt vom Griechischen mit 4 Prozent.

Sprache wandelt sich, entgegen unserem Eindruck, nur sehr langsam. Die Griechen hatten in der frühen Geschichte des Abendlands ein großen Einfluss auf die Römer; geblieben sind bis heute die Gräzismen wie Alphabet, Butter, Ironie und Tachometer.

Die Römer hatten einen großen Einfluss auf die Deutschen, weil Gelehrte, Adlige und Priester im Mittelalter die lateinische Sprache nutzten – bis Luther kam; geblieben sind Adapter und Bürger, Kruste und Laktose.

Erst spät fanden die höheren Stände das Französische so chic, dass viele Wörter, Gallizismen genannt, in unsere Sprache eintauchten, vom Adieu über die Broschüre bis zu Portemonnaie und Frisör.

Das Abendland geht also noch nicht unter, unsere deutsche Sprache erst recht nicht. Daraus zu folgern, hemmungslos alles Englische aufzusaugen, ist dennoch töricht.

Wo immer ein deutsches Wort besser ist, verständlicher und kürzer, sollten wir es nutzen: Das elektronische Buch, das E-Buch, ist dem E-Book überlegen. Im Duden stehen beide, beim Buchhändler finden Sie durchweg ein E-Book. Warum nur?

erweitere Fassung der Kolumne „Friedhof der Wörter“ in der Thüringer Allgemeine, 22. Juli 2013

Kommentare auf facebook

von Manfred Günther (21.7.13):

„Wehe unserer Sprache, wenn Fremdwörter ein Muster des Geschmacks würden.“
Johann Gottfried Herder (1744 – 1803),
der auch gesagt hat:
„Ein Volk hat keine Idee, zu der es kein Wort hat.“

von Thomas Bärsch (21.7.)

Unsere Sprache steht doch noch nicht am Rand des Abgrunds; Paul-Josef Raue rechnet es vor.

Die drei großen Lügen in sozialen Netzwerken

Geschrieben am 19. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 19. Juli 2013 von Paul-Josef Raue in Online-Journalismus.

1) Gefällt mir

2) Freund

3) Privatsphäre

Süddeutsche Zeitung Magazin, 19. Juli 2013, Seite 8

Twitter-Chronik: In Sekunden erschien das erste Foto vom Flugzeug-Crash

Geschrieben am 14. Juli 2013 von Paul-Josef Raue.

Dreißig Sekunden nach dem Flugzeug-Unglück in San Francisco postet @KristaSeiden das erste Foto über Twitter. Sie ist eine Google-Mitarbeiterin und wartete auf ihren Flug. Das Foto erschien in den folgenden 24 Stunden in 4500 Nachrichten-Artikeln; es zeigt im Hintergrund dichten Rauch auf dem Rollfeld des Flughafens.

Omg a plane just crashed at SFO on landing as I’m boarding my plane pic.twitter.com/hsVEcVZ2VS

— Krista Seiden (@kristaseiden) July 6, 2013

Warum und wie sie so schnell reagierte, beschreibt Krista Seiden in einem Blog.

Am nächsten Tag twittert Cory S. voll Respekt:

You broke the news before the News broke the news.

Achtzehn Minuten später schickt der erste Passagier vom Rollfeld sein Foto der brennenden Maschine und der fliehenden Passagiere über Facebook und Twitter; David Sun ist Samsung-Mitarbeiter:

I just crash landed at SFO. Tail ripped off. Most everyone seems fine. I’m ok. Surreal…

Elf Minuten später fragt ein norwegischer Journalist, ob er das Foto nutzen darf. Viele Anfragen folgen.

Erst zwei Stunden nach dem Unglück gibt es per Twitter die erste Mitteilung von Boeing.

Vier Stunden nach dem Unglück folgt Asiana Airline.

Eine Dokumentation findet sich hier – auch mit dem vernichtenden Urteil über das Krisenmanagement der Fluglinie: Wenn Fluggäste über soziale Netzwerke verbunden sind, hast du keine 20 Minuten mehr, um zu reagieren, sondern gerade mal 20 Sekunden.

Asiana brauchte vier Stunden.

David Schraven als Philosoph: Mit Facebook in der Offensive

Geschrieben am 15. Juni 2013 von Paul-Josef Raue.

Wie gewinnen Redakteure und ihre Zeitungen den Wettkampf mit dem Internet? Offensive! – rät David Schraven, Recherche-Chef der WAZ, bei der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche

Du gewinnst ein Fußballspiel nur in der gegnerischen Hälfte.

(Zwischenruf von Philipp Ostrop, Dortmunder Lokalchef der RN: „Oje, jetzt wird es philosophisch“)

Du bewegst dich mit Social Media immer in der gegnerischen Hälfte. Sonst hast du nur die Titelseite der gedruckten Zeitung am Kiosk.

Merke: Facebook und Liveticker sind wie Goetze und Lewandowski. Und Fußball im Revier ist Philosophie.

Caveman, Shitstorm und die „Stille Post“: Wenn Journalisten voneinander abschreiben

Geschrieben am 7. April 2013 von Paul-Josef Raue.

Wir sind auf eine fiktive Shitstorm-Agentur hereingefallen, wir entschuldigen uns – so die SZ in ihrem Feuilleton vom 6. April über ein Interview, das sie am 5. April veröffentlicht hatte und auch Grundlage meines Blog-Eintrags war.

In dem Interview behauptete ein offenbar tatsächlich existierender Oliver Bienkowsky, er würde gegen Geld Shitstorms organisieren; dabei würden ihm Obdachlose helfen, die falsche Profile in sozialen Netzwerken anlegten. Das sei eine Medienmanipulation.

Auf seiner Webseite schreibt „Cavemann“:

Im Gegensatz zu Unternehmen haben Gruppen am Rande der Gesellschaft keine große Lobby, die es ihnen ermöglicht, mit viel Investment große Reichweite und Aufmerksamkeit für ihre lebensbedrohlichen Anliegen zu finanzieren.

Jetzt nutzen wir unsere erprobten Mechanismen und Hebel der Medienmanipulation, um ein Thema aufzuzeigen und wieder zur Diskussion zu bringen, welches uns besonders am Herzen liegt:

Obdachlose Menschen und das grassierende Wohnungsproblem in deutschen Städten sollten noch mehr ins Tageslicht und so auf die Titelseiten gerückt werden.

Dieses Vorhaben ist uns geglückt mit einer geschickt platzierten Story, die das eigentliche Thema in satirischer Art und Weise aufgreift.

Wir gaben bekannt, dass wir fortan Obdachlosen einen Tagesaufenthalt bieten. Bei medizinischer Pflege, frischem Obst und Essen, wird die Zeit genutzt, um an Computern an der Erstellung von Facebook- und Twitter-Kommentaren zu arbeiten. Die Aussage krönten wir noch mit der Erwirtschaftung von Gold in Onlinegames wie World of Warcraft und der Betreuung von Shit- und Candystorms im Internet.

Wir bedanken uns bei allen Medienverlagen und Onlineredaktionen, das Sie dem Thema Obdachlosigkeit für kurze Zeit einen Platz in der Berichterstattung eingeräumt haben.

„Caveman“ beschreibt detailliert das Drehbuch der „Medienmanipulation“:

1. Am 07.11.2012 stellten wir auf www.caveman-werbeagentur.de/shitstormagentur die bekannte „Shitstormagentur“ Seite ins Netz. Zusätzlich reservierten wir die Domain www.shitstormagentur.de

Wir indexierten diese bei Google und waren kurze Zeit später im Google Index unter dem Begriff „Shitstormagentur“ auf Seite 1.

Parallel schalteten wir auch zu dem Suchbegriff „Shitstormagentur“ Google Adwords Anzeigen.

So lagen wir perfekt in der Google Suche, um vom einem Redakteur entdeckt zu werden. Nun legten wir uns auf die Lauer.

2. Schon im Dezember, nachdem wir diese Aktion auf unserer Facebook Fanseite promotet hatten und die Google Adwords-Anzeigen wirkten, sprangen 10-20 Personen bei Twitter und Facebook an – und berichteten über unsere Aktion.

Doch das Interesse war gering, keine Zeitung oder Onlinedienst sprang auf die Tweets und Facebook Berichte an, OBWOHL bei Twitter Tweets wie „Aktiver Image-Abbau durch die eigene Klientel: was sagen @bvdw und @wuv zum Thema: Shitstorm kaufen?! http://www.caveman-werbeagentur.de/shitstormagentur …“
herumgeisterten.
W&V hatte also schon am 21. Dezember 2012 die Möglichkeit zu berichten. Doch dieser Sturm verebbte schnell wieder. Nun mussten wir noch ein wenig länger warten.

3. Als dann am 31.03.2013, ohne dass wir es vorher wussten, die ZEIT auf der ersten Seite im Feuilleton den Bericht „Nehmt es als Erfrischung“ veröffentlichte und unsere Dienstleistung nannte, startete unser Raketentriebwerk die nächste Stufe.

Dazu mussten wir nichts machen. Zuerst kontaktierte uns Telepolis / Heise Online – hier versuchten wir die IT-Security Vergangenheit und Zeitungsartikel über WLAN Sicherheit dazu zu nutzen, eine glaubhafte Story zu präsentieren. Das klappte dann auch soweit. Der Redakteur rief bei uns am 02.04.2013 an. Der Artikel erschien am 03.04.2013.

4. Jetzt ging die Sache richtig los. Am 03.04.2013 19 Uhr kopierte Focus Online die Meldung um 19 Uhr von Heise. Nach einem Telefonat mit Meedia.de folgte auch dort ein Artikel. Die in der Schweiz ansässige Werbewoche übernahm am 03.04.2013 den Bericht direkt von Meedia.de. Die Stille Post ging also immer weiter.

Am Abend des 03.04.2013 wechselten wir die Profilbilder von Oliver Bienkowski auf unserer Agenturseite, bei Twitter, Xing und Facebook gegen ein gemeinsames Satire- Foto von Martin Sonneborn (Titanic) und Oliver Bienkowski aus. Martin Sonneborn hat mit der Aktion nichts zu tun, es ist nur ein Foto das beim Besuch seiner Show Satire & Krawall in Düsseldorf entstanden ist.

5. Nun schalteten wir die nächste Raketenstufe. Unsere Behauptung am 04.04.2013:

Wir beschäftigen Obdachlose, die den ganzen Tag World of Warcraft Gold farmen, auf Facebook Profile klicken und bei Twitter Nachrichten schreiben, Shitstorms organisieren und gewitzte Kommentare hinterlassen.

Am 04.04.2013 fiel Horizont.net auf, dass erst einmal ein wenig Satire durchklingt und es ein Foto von Martin Sonneborn und Oliver Bienkowski auf der Homepage gibt.

6. An diesem Tag gaben wir auch der Süddeutschen Zeitung ein Interview, das am 05.04.2013 auf Seite 1 im Feuilleton erscheint. Gute Sache, 68.000 Euro Image und Markenwerbung gespart – so viel kostet eine Seite Werbung in der Süddeutschen Zeitung.

7. Am Abend des 04.04.2013 fuhren wir mit Gebäck und einem Schild mit der Aufschrift „580.000 Obdachlose sind eindeutig zu viel!“ zur uns bekannten Düsseldorfer Bahnhofsmission. Hier verteilten wir schon im Dezember 2012 selbst gebackene Kekse. Wir schossen das Foto vor der Bahnhofsmission.

8. Nun veröffentlichen wir in der Nacht des 05.04.2013 vor der logistischen Auslieferung aller Zeitungen die Auflösung auf unserer Homepage. Allen interessierten Lesern der Zeitungsberichte wird beim Besuch unserer Webseiten die Auflösung präsentiert.

Diese Satire wirft nicht nur einen Blick auf das Leiden der Obdachlosen, sondern auch auf die Arbeitsweise von Journalisten (dieser Blog eingeschlossen): Was „Caveman“ stille Post nennt, ist das unendliche Abschreiben ohne eigene Recherche – das durch die Online-Hektik noch zugenommen hat und vor allem im Medienjournalismus bis zum Überdruss praktiziert wird.

Die Süddeutsche brachte ihren Reinfall nicht nur als kleine Korrekturmeldung, sondern als Dreispalter auf der ersten Feuilletonseite, so als hätte sie eine Gegendarstellung am Ort die Erstveröffentlichung bringen müssen. Kompliment! Andreas Kreye endet seinen Dreispalter:

Trifft es andere, berichten auch wir davon mit Vergnügen. Nun traf es uns.

Eine Satire: Shitstorm für 200.000 Euro kaufen

Geschrieben am 5. April 2013 von Paul-Josef Raue.

Wir sind auf eine fiktive Shitstorm-Agentur hereingefallen, wir entschuldigen uns – so die SZ in ihrem Feuilleton vom 6. April über ein Interview, das sie am 5. April veröffentlicht hatte und das Grundlage dieses Blog-Eintrags war:

Oliver Bienkowski heuert Obdachlose an, nennt sie „Partner“, setzt sie vor einen Computer und lässt sie Mails oder Tweets schreiben – für Menschen oder Organisationen, die einen Shitstorm brauchen und dafür zahlen. Die kleine, die S-Version, kostet 4999 €, die größte, die XL-Version, 199.000 €. Die Süddeutsche führt in der Ausgabe vom 5. April ein Interview mit Bienkowski, der Geschäftsführer von „Caveman Guerilla Marketing Agentur“ ist.

Kunden sind mittelständische Unternehmen und Privatleute. Die Agentur passt auch auf, dass der Sturm nicht in die falsche Richtung bläst.

Läuft die Diskussion einmal in eine Richtung, sorgen unsere Partner dafür, dass sie auch dort bleibt. Sie kippen ja immer wieder neues Öl ins Feuer. Aber es ist ja auch ganz einfach: Wenn auf einem Marktplatz zehn Leute mit dem Finger auf den Himmel zeigen, dann gucken alle nach oben. Das ist das deutsche Lemming-Prinzip. Einer läuft über die Klippe, dann laufen alle anderen hinterher.

Auch die Parteien und seriösen Medien bekommen von Bienkowski ihr Fett ab. Vor der Wahl sammelten die Parteien Follower und Likes, aber kommunizieren nicht wirklich mit ihnen – und nach der Wahl lassen sie Social Media wieder einstauben.

Und der Dialog der klassischen Medien mit ihren Lesern?

Gucken Sie sich nur die sogenannten Diskussionsforen an, in denen sich Menschen anonym beschimpfen oder auch viele Nutzerkommentare unter Artikeln von klassischen Medien. Das sind doch keine Dialoge. Da toben sich nur Trolle aus.

Ist es nicht zynisch, was Sie anbieten?, fragt Bernd Graff von der SZ zum Schluss:

Guerilla-Marketing arbeitet immer in einer Grauzone. Und solange nicht höchstrichterlich entschieden ist, dass das verboten ist, solange machen wir das.

Wie Leser mit Facebook & Co den Redakteuren helfen

Geschrieben am 15. Februar 2013 von Paul-Josef Raue.
1 Kommentar / Geschrieben am 15. Februar 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Lokaljournalismus, Recherche.

Lars Wienand (38), Social-Media-Redakteur der Rhein-Zeitung, gibt in einem Interview mit „istlokal.de“ Beispiele, wie Leser den Redakteuren helfen können mit Themen-Anregungen, Nachrichten und Meinungen, Bildern und Videos:

1. Videos von einem eindrucksvollen Unwetter kamen von Lesern; ein Drittel der Videos hatte die Redaktion allerdings auch selber im Netz gefunden.

2. Fünf Minuten nach der Meldung „Tankstellen verlangen jetzt Geld für Luft in Reifen“ hatten Leser zwei Fälle von Tankstellen im Verbreitungsgebiet gemeldet. Wienand: „Die Suche wäre ohne diese Hilfe wohl sehr mühsam gewesen. Das zeigt, dass Social Media nicht nur Arbeit, sondern auch Arbeitserleichterung bedeuten kann.“

3. Ein Dutzend Leser meldeten sich, als die Koblenzer Lokalredaktion der Rhein-Zeitung per Tweet erfahren wollte, wie Amazon mit seinen Beschäftigen umgeht.Nach dem Artikel in derZeitung meldeten sich auch zufriedene Amazon-Mitarbeiter.

4. Auf den Tweet der Kollision eines Autos mit einem Traktor reagiert eine Leserin: Ist die mehrspurige Straße überhaupt für Traktoren zugelassen? Die Redaktion postet die Frage bei Facebook und fragt gleichzeitig bei der Polizei. Doch auf die Antwort der Polizei, der Traktor dürfe nicht fahren, reagiert ein Fahrlehrer: Die Polizei irrt. Die Redaktion ruft noch einmal bei der Polizei an, korrigiert den Text und macht den Ablauf transparent. Lars Wienand: „Der Zugriff auf das Informationsbedürfnis (Dürfen da Traktoren fahren?) und die Expertise (Auskunft der Polizei ist falsch!) vieler Quellen macht uns besser. Zur Ehrlichkeit gehört aber auch: Es nimmt auch die Zahl der Hinweise zu, die sich interessant anhören, sich aber bei Nachfragen in Luft auflösen.“

5. Auf „Google+“ können Leser Bilder posten, etwa bei einem Hochwasser, aber auch  die schönsten  „Sonnenuntergänge“.

Lars Wienand nennt als Regeln, wie genau man Leser-Reaktionen überprüfen muss, dieselben Regeln, die schon immer im Journalismus galten:

Wenn es ein leichtes Erdbeben gab, dann taugt auch die Dame, die sagt, dass ihr Hund eine halbe Stunde vorher bereits verrückt gespielt hat, für einen Satz – ohne weitere Überprüfung. Wenn aber eine Frau berichten will, dass ihr Nachbar ihr von unhaltbaren skandalösen Zuständen bei Amazon erzählt hat, dann bitten wir sie um Verständnis, dass wir das schon vom Nachbarn selbst hören möchten. Mit dem Gewicht einer Nachricht oder von Vorwürfen wachsen auch die Anforderungen an die Quelle und der Aufwand, die Glaubwürdigkeit zu checken.

 

 

Sollen Journalisten in Facebook Politiker loben?

Geschrieben am 6. Januar 2013 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 6. Januar 2013 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Online-Journalismus.

Der Regierungssprecher bittet Journalisten, die Facebook-Seite der Ministerpräsidentin mit „Gefällt mir“ zu loben. Nach vier Tagen hat ein Journalist Gefallen gefunden.

(zu: Handbuch-Kapitel 2-4 Die Journalisten)

Joachim Braun kommentiert auf Facebook:

„Als Informationsquelle mag die MP-Seite wertvoll sein, ein „Like“ ist trotz der Begrifflichkeit keine Sympathiebekundung, also warum nicht. Einen politischen Standort manifestiert ein Journalist damit nicht, zumal er ja auch die Opposition liken kann. Bleibt die Frage: Was steht auf der Facebook-Seite? Lohnt sich das?“

Manfred Günther kommentiert auf Facebook:

Manfred hat geschrieben: „Eine interessante und hochspannende Frage angesichts der rasanten Entwicklung und den sich bietenden Möglichkeiten im Web 2.0 samt Social Media. Ich meine: Journalisten sollten nicht vergessen, dass sie auch die Rolle des Ombudsmannes inne haben!“

Google löscht und löscht und löscht

Geschrieben am 18. August 2012 von Paul-Josef Raue.

Hunderttausende von Webseiten entfernt Google aus seiner Suchmaschine, weil Nutzer protestieren – wegen Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte. Constanze Kurz berichtet am Freitag in der FAZ  (17.8.2012): Jede Woche bekommt Google mehr als eine Viertelmillion Löschungsbegehren.

Rechtliche Grundlage für diese „DMCA-Takedowns“ ist ein amerikanisches Gesetz, wonach eine Behauptung ausreicht, damit ein Nutzer die Löschung einer Webseite erzwingen kann; der Inhaber der Seite muss klagen und den Beweis der Richtigkeit antreten, um die Seite wieder ins Netz stellen zu dürfen.

Die deutsche Gema hat sogar eine Schnittstelle bekommen, um Filme und Musik auf Youtube selber löschen zu können. Constanze Kurt meint:

Natürlich werden die Schnittstellen zur Sperrung auch missbraucht, um unter dem Vorwand einer Urheberrechtsverletzung missliebige Inhalte zu zensieren. Menschen sind bei der Abarbeitung solcher Begehren kaum mehr beteiligt; man benötigte auch eine halbe Armee, um die Unmengen zu bewältigen.

Wer eine Quälerei auf dem Schulhof als Video auf Facebook zeigt, wird nicht so schnell behelligt – es sei denn, er klagt nicht gegen eine Verletzung der Persönlichkeit, sondern des Urheberrechts.

Infos zu: GOOGLE

  • durchsucht täglich 20 Milliarden Webseiten
  • bekommt täglich 3 Milliarden Suchanfragen
  • speichert 30 Billionen Links

(zu: Handbuch-Kapitel 5 Die Internet-Revolution + 17-18 Wie Journalisten recherchieren)

Seiten:«12345»

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