Alle Artikel mit dem Schlagwort " New-York-Times"

Chefredakteure treffen sich in der Ukraine

Geschrieben am 17. Mai 2012 von Paul-Josef Raue.
1 Kommentar / Geschrieben am 17. Mai 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Presserecht & Ethik.

Politiker diskutieren einen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine. Und die Chefredakteure und Verleger? Sie treffen sich im September zum Weltkongreß in Kiew – und begründen die Wahl des Ortes so:

Mit der Ausrichtung der diesjährigen Jahreskonferenz in der Ukraine können nach Überzeugung von WAN-IFRA die Solidarität mit den unabhängigen Verlegern, Redakteuren und Journalisten des Landes gestärkt, die Aufmerksamkeit auf Pressefreiheitsthemen gelenkt und Gespräche mit den ukrainischen Behörden gefördert werden.

Jeffrey Gettleman wird über das Geschichtenerzählen, das Storytelling, referieren. Er hat als Leiter des Ostafrika-Büros der New York Times reichlich Erfahrungen mit Diktaturen wie in Somalia oder dem Kongo; in diesem Jahr bekam er den Pulitzer-Preis für Auslandsberichtserstattung.

(zu: Handbuch-Kapitel 10 „Was Journalisten von Bloggern lernen können“ (Seite 47 – New York Times hat seit den Unruhen im Iran einen Redakteur, der nur Tweets auswertet); siehe auch Sachregister „Korrespondenten“.)
 

 

Online-Journalismus: Rauf und runter

Geschrieben am 14. Mai 2012 von Paul-Josef Raue.

Zwei Meldungen aus den vergangenen Tagen:

1. Die New York Times hat im März erstmals mehr digitale Ausgaben als gedruckte verkauft: 807.000 zu 780.000!

2. Das Titelbild von Focus am 7. Mai zeigte eine unbekleidete Frau, schwarzweiß fotografiert, und war digital mit einem schwarzen Balken verunziert, weil – so die Süddeutsche – der E-Kiosk-Betreiber Sanktionen von Apple befürchtete.

(Zu: Handbuch-Kapitel 5 „Die Internet-Revolution“)

Nur geträumt: Wie Frank Plasberg mit Fehlern umgeht

Geschrieben am 8. März 2012 von Paul-Josef Raue.

Wie die New York Times vorbildlich mit Fehlern umgeht, davon berichtete Arthur S. Brisbane in „The Error Iceberg“,  in diesem Blog vorgestellt am 29. Februar.

Und wie geht Frank Plasberg mit Fehlern um? Ein Griff in den Zettelkasten brachte einen Artikel der FAZ-Sonntagszeitung ans Licht. Im „Teledialog ultra“ vom 27. Dezember 2009 steht unter der Überschrift „Nur geträumt“ ein längeres Zitat von Frank Plasberg , der – so der Traum – zu Beginn seiner Sendung „Hart, aber fair“ die vergangene Sendung reflektiert:

„Wir hatten uns der Pharma-Industrie gewidmet und dabei auch eine angebliche Wundersalbe gegen Neurodermitis vorgestellt. Wir sind dafür scharf angegriffen worden, und nach einer genauen Überprüfung muss ich Ihnen sagen: nicht zu Unrecht. Der Eindruck, den wir erweckt haben, dass zahlreiche wissenschaftliche Studien die Wirkung dieser Salbe bestätigen, war falsch.“

Dann folgt ein Satz,  auch nur geträumt:

„Zu meinem Verständnis von verantwortungsvollem, kritischem Journalismus, für den ich seit Jahren nicht zuletzt mit dieser Sendung stehe, gehört es auch, eigene Fehler einzuräumen, und deshalb wollen wir uns jetzt noch einmal eine Viertelstunde lang selbstkritisch mit dem Thema beschäftigen. Übrigens kann ich Ihnen versprechen, dass diesmal auch kritische Zuschauerkommentare in unserem Sendungsforum im Internet nicht gelöscht werden.“

Zu dieser Sendung von Frank Plasberg schrieb Stefan Niggemeier im FAZ-Fernsehblog. Im „Spiegel“ räumte Plasberg handwerkliche Fehler im Ablauf der Sendung ein.

 

 

Der Fehler-Eisberg

Geschrieben am 29. Februar 2012 von Paul-Josef Raue.
0 Kommentare / Geschrieben am 29. Februar 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, Presserecht & Ethik, Recherche.

Wie viele Fehler korrigiert die „New York Times“ in einem Jahr? 3500 in der Zeitung und weitere 3500 in der Online-Ausgabe – doch das sei höchstwahrscheinlich nur ein Bruchteil der Fehler, die tatsächlich vorkommen,  schreibt Arthur S. Brisbane in „The Error Iceberg“ (in der Sonntagsausgabe der New York Times“ vom 25. Februar 2012).

Die „New York Times“ bezahlt laut Brisbane einen eigenen Redakteur, der sich nur um Fehler und Korrekturen kümmert: Der erfahrene Blattmacher Greg Brock. Er schätzt, dass die Times im Jahr rund 14.000 Hinweise auf Fehler erhält. So ist die Korrektur in der Zeitung organisiert:

• Beschwerden über Fehler werden an 34 ausgesuchte Blattmacher (Editors), Korrektur-Redakteure in den Ressorts, weitergeleitet.
• Offensichtliche Fehler werden sofort korrigiert.
• Widersprechen Reporter, Blattmacher und Korrektur-Redakteur, muss Brock entscheiden.
• Sieht es so aus, als habe die Redaktion einen Fehler gemacht, aber nicht herausbekommt, was richtig ist, gibt es keine Korrektur.
• Manchmal, wenn ein großes Durcheinander herrscht, leitet er eine Entscheidung an einen stellvertretenden Chefredakteur weiter.
• Brock bedient eine Datenbank, um zu erkennen, welche Ressorts und welche Journalisten auffällig oft Fehler machen.

Arthur S. Brisbane endet seinen Essay: „Es ist schwer zu sehen, wie viel vom Fehler-Eisberg wirklich sichtbar ist. Aber sicher ist: Je mehr Korrekturen man in der „New York Times“ sieht, desto besser.“

(Den Hinweis auf diesen Artikel gab Andreas Kemper, Leitender Redakteur der „Main Post“, auf seiner Facebook-Seite)

Über Fehlermanagement in Zeitungen berichtet auch Henning Noske im zweiten Teil des Interviews zu seinem Journalismusbuch, den wir am 15. Februar hier veröffentlichten.

*

In der aktuellen Ausgabe unseres „neuen Handbuchs des Journalismus und des Online-Journalismus“ haben wir einen langen Passus über Fehler in den Zeitungen aufgenommen (Seite 96):

„Die Hälfte aller Artikel sind fehlerhaft, fand Professor Philip Meyer heraus, der an der Universität von North Carolina forscht. Über zwei Jahre ließ er 7600 Artikel von 22 US-Zeitungen überprüfen und stellte fest:

• 48 Prozent der Artikel irrten sich in mindestens einem Fakt; durchschnittlich fielen drei Fehler auf.
• Die häufigsten Fehler: Zitat falsch wiedergegeben (21 %), ungenaue Überschrift (15 %), falsche Zahlen (13 %), Rechtschreibfehler (10 %).
• Die Redakteure gaben als Grund für ihre Fehler an: Ich habe die Sache nicht verstanden (26 %); ich habe nicht genügend oder falsche Fragen gestellt (25 %); der Redaktionsschluss drohte (19 %); meine Recherche war lückenhaft (19 %), oder einfach: Ich war zu faul (10 %).

Eine ähnliche Studie in Lugano zeichnet ein noch düstereres Bild: 60 Prozent der Artikel in Schweizer Zeitungen, darunter Tages-Anzeiger und Basler Zeitung, sowie 52 Prozent in italienischen, darunter Il Secolo, weisen Fehler auf. In beiden Ländern ist jede vierte Überschrift falsch, ein fast doppelt so hoher Wert wie in amerikanischen Zeitungen.

Fehler sind an der Tagesordnung, stellten auch Studenten in Hamburg und im holländischen Tilsit fest, als sie größere Artikel systematisch untersuchten. Als Grund machten sie neben Zeitdruck und fehlenden Ressourcen auch die trügerische Leichtigkeit der Internet-Recherche aus.“

(zu: Handbuch-Kapitel 17 „Die eigene Recherche“)

Seiten:«123

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