10 Regeln für ein gutes Interview: „Ich stelle hier die Fragen!“
Im Interview des Magazins Cicero mit Bodo Ramelow von der „Linken“ ist Cicero-Redakteur Christoph Seils dem Gast nicht gewachsen, der die Regie übernimmt – und die Medien kritisiert, weil sie Politiker kontrollieren:
Solange wir das nicht machen (= über Werte sprechen), halten uns Journalisten weiterhin Stöckchen hin, über die wir dann springen. Und hinterher lesen wir in der Zeitung, wie doof wir sind.
Ein Kinderspiel: Über Stöckchen springen? Die Stöckchen – das sind unbequeme Fragen von Journalisten, das ist die Kontrolle der Mächtigen im Auftrag der Bürger. Soll ein Journalist solch eine Schelte, von Ramelow harmloser formuliert als Pegidas „Lügenpresse“, unwiderfragt in einem Interview stehenlassen?
Das sind zehn Regeln für ein gelungenes Interview:
- Was die Überschrift verspricht, muss der Text halten
- Der Redakteur muss nachhaken
- Auf eine geschlossene Ja-Nein-Frage verlangt der Leser eine eindeutige Antwort
- Ein Interview braucht einen roten Faden, eine Ordnung
- Der Leser liest zuerst nur die Fragen: Die müssen genau sein, verständlich und attraktiv
- Der Journalist darf provozieren, darf des Teufels Advokat sein, aber er sollte seine Meinung hinterm Berg halten
- Ein Schachtelsatz wirft Leser aus dem Text raus – und verleitet den Gast zum Schwadronieren
- Ross und Reiter nennen – darauf muss ein Journalist bestehen
- Der Redakteur führt das Gespräch und lässt nicht zu, dass sich der Gast davon redet
- „Ich stelle hier die Fragen!“, unterbricht der Kommissar das Verhör. Das gilt auch im Interview
**
Mehr in der JOURNALISMUS!-Kolumne auf kress.de:
Diskutieren Sie mit uns den Artikel "10 Regeln für ein gutes Interview: „Ich stelle hier die Fragen!“"
Ähnliche Artikel zum Thema
- Ice-Bucket-Challenge: Darf sich ein Redakteur von einem Politiker im Wahlkampf einladen lassen?
- Wenn Politiker ausrasten: Wahlkampf und die Nerven von Redakteuren wie Kämpfern
- Darf eine Zeitung das Bild eines rasenden Politikers drucken? Ramelows Blitzerfoto und Quietsche-Enten
- Ramelow führt in Thüringen „Staatsfernsehen“ ein
- Ein TV-Interview – als abschreckendes Beispiel für Volontäre: Ramelow und die Eier