Altersgrenze beim Deutschlandfunk: Nach 75 ist Sendeschluss

Geschrieben am 28. Oktober 2018 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 28. Oktober 2018 von Paul-Josef Raue in Aktuelles, B. Die Journalisten.

Hans Jürgen Benedict war Professor an der Evangelischen Hochschule für Diakonie und Autor im Deutschlandfunk und ist noch aktiv beim NDR. Foto: NDR

Der emeritierte Prof. Hans-Jürgen Benedict, ehemals Dozent an der Evangelischen  Hochschule für Diakonie, erzählt von der Altersgrenze für Autoren beim Deutschlandfunk:

„Ich musste vor zwei Jahren aufhören, als Theologe beim Deutschlandfunk Kultur in Berlin kirchliche Rundfunksendungen zu verfassen. Dort gibt es bei den Verkündigungssendungen die Regel, dass man mit 75 Jahren aufhört. Man soll so jüngeren Kollegen die Gelegenheit eröffnen, in diese Rundfunkarbeit hineinzuwachsen. Ich gebe zu, dass es für mich nicht ganz einfach war, auf diese Mitarbeit zu verzichten. Ich war ja noch nicht senil geworden oder dazu nicht mehr in der Lage. Aber auf einmal gehörte ich zum „alten Eisen“. Das ist nicht so einfach hinzunehmen. Aber es gab auch neue Freiheiten. Weniger Stress wegen der Anfertigung, der Redaktion und der Aufnahme einer Sendung. Und: Weil ich immer in Berlin die Aufnahmen machte, hatte ich auf einmal mehr Zeit für meine dort lebenden Enkel.“

Immerhin kann Hans-Jürgen Benedict noch beim NDR seine Beiträge veröffentlichen wie diesen in den „Glaubenssachen“ am Sonntagmorgen. Denn:

„Noch bin ich wie andere Senioren aktiv. Aber kann ich auch eine Resignation im positiven Sinne üben? Das heißt, man resigniert nicht verbittert und vorwurfsvoll, sondern mit der Haltung: es ist Zeit etwas niederzulegen und abzugeben. Zum Beispiel bei einem altgewordenen Politiker oder Firmenchef die Macht abzugeben und sich zurückzuziehen. Der Zauberer Prospero in Shakespeares Drama „Der Sturm“ gibt zum Schluss die Herrschaft über seine Insel auf. Wer nicht von selbst in diesem positiven Sinne ‚resignieren‘ kann, wird dann oft von den Jüngeren dazu gezwungen.“

 

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