„Bewusster Anachronismus“ – oder: Wie man einen Fehler kaschiert
Jeder Fehler, den ein Journalist macht, ist peinlich – besonders wenn es um den Inhalt geht. Verwechselt er Zeit und Ort, irrt er in der Geschichte herum, möchte er sich am liebsten verkriechen. Irrt ein Schriftsteller, dann nennen es wohlmögende Kritiker: „Bewusster Anachronismus“ – und loben es als Stilmittel.
So zitiert Andreas Platthaus in der FAZ einige Kritiker des neuen Romans von Martin Mosebach „Das Blutbuchenfest“. Der lässt seine Figuren ein Dutzend Mal mit dem Handy hantieren, obwohl es 1990/91 in Bosnien – wo der Roman spielt – noch keinen Empfang gab, ja selbst in Deutschland nicht. Eine junge Frau liest auf dem Laptop – auch 1990 – eine Mail, in der ihr Freund die Trennung mitteilt.
Quelle: FAZ 31.1.2014