Das Ende der Gaskammer für Küken: Kann das Töten von Tieren „human“ sein?(Friedhof der Wörter)
In den USA haben sich Industrie und Tierschützer geeinigt: In vier Jahren dürfen Millionen von männlichen Küken, die eben keine Eier legen können, nicht mehr in Gaskammern sterben oder in Maschinen, die sie zermalmen. Journalisten schreiben von „humaneren“ Methoden, die zum Einsatz kommen sollen.
Kann diese Abkehr vom Schreddern oder Vergasen „human“ sein? Human kommt vom Lateinischen „humanitas“, von der Menschlichkeit. Der Human-Mediziner ist für die Menschen da, er ist kein Tierarzt.
Nun heißt die US-Tierschutzorganisation „The Human League“; ihr Vorsitzender nennt das Schreddern von Küken „barbarisch“ und bleibt so im Menschen-Vergleich.
Immanuel Kant schreibt im 34. Kapitel der „Metaphysik der Sitten“ über die „Teilnehmende Empfindung“: Mitgefühl, Mitfreude und Mitleid, ist eine „Pflicht unter dem Namen der Menschlichkeit (humanitas): weil hier der Mensch als mit Vernunft begabtes Tier betrachtet wird“.
So philosophisch erhoben dürften wir die Methode, Tiere nicht zu quälen, als „human“ bezeichnen. Aber sinnvoller ist es, einen, der Tiere quält, einen Tierquäler zu nennen – und das Humane dem Menschen zu lassen, sprachlich zumindest.
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Quelle: „USA lassen Küken leben“ (SZ, 14. Juni 2016)
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