Der Tod des Journalisten James Foley: Hinrichtung oder Mord? (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 24. August 2014 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 24. August 2014 von Paul-Josef Raue in Aktuelles.

Das Internet ist das Medium der Terroristen. Dort zeigen sie, was kein seriöser Journalist, noch nicht einmal der Boulevard, zeigt: Abhacken von Händen und Füßen, Auspeitschen von Frauen, Massen-Erschießungen von Gefangenen, Folterungen jeder Art.

Die Macht der Terroristen wäre weitaus geringer, wenn ihre Untaten und ihre Unmenschlichkeit nicht weltweit verbreitet würden. Sie überziehen ihre Lust am Morden und Foltern mit religiösem Zuckerhut, sie zeigen schwarze Fahnen und halten den Koran hoch – und sind doch nichts weiter als Mordgesellen, so übel wie es  sich keiner vorstellen konnte, bevor es das Internet gab.

Ein pathetisches Video im Internet zeigt den Tod des amerikanischen Journalisten James Foley, dem die Terroristen den Kopf abschlagen: Grausamer geht es nicht! Nur Sadisten können ihre Freude daran haben.

„US-Präsident Obama ist entsetzt über die Hinrichtung des Journalisten James Foley“ schrieb eine Zeitung, andere folgten und nannten den gewaltsamen Tod eine Hinrichtung.  Nur – war er wirklich eine Hinrichtung?

Nein, eine Hinrichtung inszenieren nur Staaten nach einem Gerichts-Prozess. Die Terroristen im Irak und in Syrien, die sich IS nennen – das ist: Islamischer Staat – freuen sich, wenn freie Medien von „Hinrichtung“ schreiben. Aber es sind und bleiben Terroristen, die unter religiösem Deckmantel morden: Sie handeln nicht als Staat – und werden es hoffentlich nie tun.

Den Terroristen auf den Leim geht auch AP-Präsident Gary Pruitt, wenn er schreibt:

Die Ermordung eines Journalisten in Kriegszeiten sollte international als ein Kriegsverbrechen geächtet werden.

Kriegsverbrechen begehen Staaten; Terroristen sind Mörder, einfach Mörder. Wer sie vor dem internationalen Gerichtshof anklagen will, folgt ihrer Propaganda: Wir sind ein Staat, wir bauen ein Kalifat auf und haben die von Allah verliehene Macht über Leben und Tod, vor allem über den Tod.

Im TV-„Tatort sprechen Kommissare gerne von Hinrichtung, wenn der Täter die Kugel aus kurzer Entfernung abgefeuert hat oder besonders brutal war. Aber auch diese Taten sind ein Mord und keine Hinrichtung.

Hinrichten ist eine Spezialität von Staaten, die in der Regel nach einer bürokratisch festgelegten Prozedur vorgehen und ihre Henker bezahlen. Morden ist Privatsache und wird in der Regel bestraft.

Am besten wäre es, wenn es der Unterscheidung nicht mehr bedarf: Staaten schaffen die Todesstrafe ab und richten einfach nicht mehr hin. Bis es soweit ist, sollten wir die Sadisten mit den schwarzen Fahnen schlicht „Mörder“ nennen – und nicht als Henker aufwerten. 

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Thüringer Allgemeine, Kolumne „Friedhof der Wörter“, 25. August 2014

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FACEBOOK-Kommentar von Joachim Widmann

Die Steigerung schaffen dann jene sensiblen Kollegen, die das Wort noch mit dem häufig verwendeten Blähwort „regelrecht“ kombinieren. Der Satz „Es war eine regelrechte Hinrichtung“ soll heißen: Es war ein Mord inszeniert wie in einem richtig geilen Thriller. Merke: Wer so etwas schreibt, benutzt auch das Wort „Blutbad“ in Polizeimeldungen.

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