Die Kölner Silvesternacht, die Medien und das Verschweigen: Die Wahrheit ist politisch korrekt
Was für ein Satz: „Die Wahrheit ist politisch korrekt“! Er beendet einen Kommentar von Chefredakteur Jost Lübben, am 7. Januar 2016 in der Westfalenpost veröffentlicht. Lübben antwortet einem Leser, der die Zeitung nach den Misshandlungen von Frauen in der Silvesternacht kritisiert: „zu spät, viel zu wenig und keine Hinweise auf die Täter“.
Jost Lübben antwortet in seiner Zeitung:
Es geht ums Grundsätzliche. Werden Journalisten gesteuert?Ich bin seit 30 Jahren in diesem Beruf, und in dieser langen Zeit hat noch kein Politiker oder Verleger ernsthaft versucht, mich von einer Berichterstattung abzuhalten oder zu einer bestimmten Tendenz zu drängen. Unser Produkt wird jeden Tag oder jeden Monat von Menschen bezahlt, denen unsere Arbeit etwas wert ist.Das schafft Unabhängigkeit, bringt aber auch Verantwortung mit sich. Von der Gefahr, Fehler zu machen, befreit es nicht. Einen solchen Fehler haben wir am Montag gemacht. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.Die ganze Dimension der Ereignisse rund um die Kölner Domplatte war größer als zunächst eingeschätzt. In der gestrigen und der heutigen Ausgabe nimmt das Thema großen Raum ein und es wurde keineswegs verschwiegen, dass die mutmaßlichen Täter vor allem dem nordafrikanischen oder arabischen Raum zuzuordnen sind. Niemand hält uns davon ab.
Gerade aber, wenn viele Umstände ungeklärt sind, muss Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen. Nur ein Beispiel: Ging es im Kern um sexuelle Übergriffe auf Frauen oder um widerliche Ablenkungsmanöver für dreiste Diebstähle von organisierten Banden? Die Antwort auf diese Frage ist für das künftige Handeln des Staates bedeutsam.Die Wahrheit bleibt auf jeden Fall politisch korrekt.
1 Kommentar
Diskutieren Sie mit uns den Artikel "Die Kölner Silvesternacht, die Medien und das Verschweigen: Die Wahrheit ist politisch korrekt"
Ähnliche Artikel zum Thema
- Gespreizte Verben: Hat der Papst dementiert – oder nicht?
- Chefredakteure auf der Insel: „Nur Lokaljournalismus wird uns die Zukunft sichern“
- Die deutsche Sprache ist eine schwere Sprache – selbst für Drehbuch-Schreiber (Friedhof der Wörter)
- Ein „dicker Fehler“ in der Zeitung oder: Müssen Journalisten die deutsche Sprache beherrschen? (Friedhof der Wörter)
- Wie korrigiere ich online einen Fehler?
Bevor ich über den Sinn dieses von Ihnen hochgelobten Satzes „Die Wahrheit bleibt auf jeden Fall politisch korrekt.“ weiterhin herum grübele, möchte ich anmerken, dass es ein paar Tage gedauert hat, bis die Dimensionen (mir fällt gerade leider kein passender deutscher Begriff ein) der Ereignisse in der Silvesternacht vor dem Kölner Hauptbahnhof bekannt und begriffen wurden. Was zu befürchten war, ist in jener Nacht passiert: Die von der Kanzlerin ausgerufene „Willkommenskultur“ ist angeknackst und steht nun auf dem Prüfstand. Wenn ich dies halbwegs nachvollziebar begriffen habe, wurden die Vorgänge in Köln auch deshalb erst Tage später offiziell bekannt, weil AfD und Pegida kein Wasser auf deren Mühlen geliefert werden sollte. Auch nicht auf die der CSU. Falls diese Vermutung stimmt, war das Verschweigen der Übeltaten ein massiver behördlicher und politischer Fehler. Mir kann niemand begreiflich machen, dass in jener Nacht keine Journalisten unterwegs waren, die ebenfalls mitbekommen haben müssen, was auf und unterhalb der Domplatte auf dem Bahnhofplatz geschehen ist. Abgesehen davon war so viel Volk unterwegs, dass auch dies etwas bemerkt haben muss. Die enorme Anzahl von Anzeigen belästigter Frauen zeugt davon, dass es massive Übergriffe nordafrikanischer Männer gegeben haben muss. Obwohl noch ermittelt werden muss, kann es nicht sein, dass diese Übergriffe auf dem Bahnhofvorplatz von deutschen Feiernden unbemerkt geblieben sind. Bleibt zu hoffen, dass die Deutschen sowie die bereits hier lebenden Ausländer klug und besonnen mit diesem kriminellen Scheißdreck umgehen. Es gilt für jeden: Man lernt mehr aus negativen Erfahrungen als aus positiven. Das Mitgefühl gilt den attackierten und ausgeraubten Frauen. Übrigens ist „die Wahrheit“ in der Regel politisch inkorrekt und nach solider Recherche meistens unerwünscht.