Die SZ über Lothar Matthäus Ehen: Was ist eine gute Überschrift?
Der Herr der Ringe
Die SZ auf ihrer Panorama-Seite über eine Chronik der fünf Ehen von Lothar Matthäus. Ist dies eine gute Überschrift?
Überschriften sollen nachrichtlich sein, das ist ihre wichtigste Funktion, sagt die Leseforschung. Zu Recht: Leser wollen ihre knappe Lese-Zeit nicht mit Suchen vergeuden, sondern durch Überschrift und Foto schnell entscheiden, ob sie ein Beitrag interessiert – oder ob es sinnvoller ist weiterzublättern.
Schön darf, ja soll die Überschrift auch sein, aber nicht verspielt. „Feuilletonistisch“ schwärmen gerne Redakteure, wenn sie dichten, aber den Leser nicht informieren. Das beliebteste Spiel der verkannten Dichter ist die Anspielung an Film- oder Buchtitel, die jeder kennt (eben: „Der Herr der Ringe“) oder die Alliteration (gleicher Laut oder Buchstabe bei jedem Wort-Anfang). Ein berühmtes Beispiel aus der Bildzeitung vom 8. April 2006:
Klinsi killt King Kahn
Also: Nachrichtlich und sprachlich schön – das ist die perfekte Überschrift. Im Zweifelsfall geht die Nachricht vor der Schönheit.
Und die SZ-Überschrift „Der Herr der Ringe“? Eigentlich nur schön, aber nicht nachrichtlich. Schaut man aber auf den gesamten Beitrag, ist die Überschrift perfekt: Zu sehen sind fünf Bilder von Matthäus mit seinen Frauen; die Nachricht übermitteln die Bilder.
Am Rande sei das schönste Matthäus-Zitat erwähnt (nach dem Ende der vierten Ehe):
Manchmal schaut man dann schon in den Spiegel und denkt: Was ist das für eine Welt? Was für eine schmutzige Welt!
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Quelle: SZ 20.9.2014