Eine Liebeserklärung an die Lokalzeitung
Wolfgang Gropper war eine halbe Ewigkeit Intendant des Staatstheaters in Braunschweig. Im Ruhestand zieht es ihn nach Bayern, wo ihn morgens beim Brötchenholen die grantige Resi erwartet – „an den groben Ton und den derben Humor muss auch ich mich erst wieder gewöhnen“.
Eine Liebeserklärung an die Lokalzeitungen folgt, gerade an die in Braunschweig, die ihm sein Theaterleben nicht immer leicht gemacht hat. Der Kolumnist Biegel und der Kulturredakteur Berger kommen sogar in den Genuss, in Tätigkeitswörter verwandelt zu werden:
„Das intellektuelle Niveau der Chiemgau-Zeitung wäre allerdings – natürlich ganz im Gegensatz zur Braunschweiger Zeitung – noch ausbaufähig, aber der Unterhaltungswert, zumindest zwischen den Zeilen, bietet schon oft feinste bayerische Satire.
Natürlich vermissen wir hier das Biegeln und Bergern… ebenso vermissen wir die kundenfreundliche Leserbrief- und Ratgeberseite, weil wir nun nicht mehr wissen, was wir vom Borkenkäfer lernen können, wie man sein Kaninchen beim Abnehmen unterstützt und ob man Heimweh schneller und nachhaltiger mit Ohrenschützern oder mit rosa Kontaktlinsen bekämpft.“
aus: „Vier-Viertel-Kult“, Zeitschrift der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz, Winter 2011
(zu: Handbuch-Kapitel 55 „Der neue Lokaljournalismus“)
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