Einer der großen deutschen Chefredakteure: Andreas Tyrock zum 50.
Es gibt laute Chefredakteure, und es gibt stille Chefredakteure, und es gibt schwache, und es gibt starke. Zu den leisen und starken zählt Andreas Tyrock, der Chefredakteur des Bonner Generalanzeiger, der heute seinen 50. Geburtstag feiert – mit Kaffee und Kuchen in seiner Redaktion.
Kaffee und Kuchen in seiner Redaktion? Das ist typisch für den ruhigen Norddeutschen, der seine Redaktion in einem atemraubenden Tempo modernisiert hat, nur vergleichbar dem Tempo und der Qualität, mit der Wolfgang Bücher die dpa-Redaktion umgebaut hat. Für beide war die Modernisierung nicht das Ziel, sondern ein Mittel zum Zweck – für eine höhere Qualität.
Was bedeutet Qualität in Bonn? Tiefe Recherchen – die möglich sind dank des Zeitgewinns durch eine effiziente Desk-Struktur; exzellente Autoren, die Freiraum bekommen, um ihre Stärken zu stärken; und vor allem: Respekt vor dem Leser. So lobte die Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises:
Der Generalanzeiger macht Familien, ihre Alltagsprobleme und Herausforderungen, ihre Wünsche, Träume und Ideen zur Richtschnur für die redaktionelle Arbeit.
Im vergangenen Jahr bekam die Redaktion für ihre große Familienserie den ersten Preis.
So oft preisgekrönt wie Andreas Tyrock mit seiner Redaktion dürfte kein anderer Chefredakteur in Deutschland sein: Lokaljournalistenpreis, Wächterpreis und „nur“ Platz 3 bei der Wahl zum Chefredakteur des Jahres mit der beeindruckenden Begründung:
Andreas Tyrock hat den traditionsreichen General-Anzeiger zu einem intelligenten regionalen Leitmedium mit Mut zu Tiefe, Bekenntnis zu Recherche, Kraft für Langzeit-Serien und Schwerpunktthemen gemacht.
In dieser Begründung wird die Schwere der Tyrockschen Arbeit beschrieben: Der General-Anzeiger als Hauptstadt-Zeitung ächszte vor ihm unter der Bürde der Tradition, war erstarrt und hatte den hohen Wert des Lokalen noch gar nicht entdeckt. Diese Erstarrung löste Andreas Tyrock.
Sein Weg ist auch vergleichbar dem von Büchner bei dpa: Eine zunächst – freundlich ausgedrückt – skeptische Redaktion, schwere Personal-Entscheidungen – und am Ende bei dem einen der Spiegel-Chefposten und bei Andreas Tyrock der Deutsche Lokaljournalistenpreis, den er im Bonner Wasserwerk feiern ließ.
Bei Andreas Tyrocks Karriere ist also nach oben noch Luft. Mit 50 fängt das Chefredakteurs-Leben erst richtig an.
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