Nur – wie kommen die reichen Schweizer auf den „Einkaufstouristen“? Die Deutschen in der südwestlichen Ecke schreckten auf, als plötzlich Tausende von Schweizern im „Aldi“ die Regale leer räumten. Weil der Schweizer Franken nicht mehr an den Euro-Kurs gekoppelt war, konnten die Schweizer viel billiger einkaufen.

So begründet die Schweizer Jury ihr Wort des Jahres: „Die Aufnahmezentren für die Wirtschaftsflüchtlinge aus der Schweiz sind die Einkaufszentren von Konstanz bis Lörrach. Das Wort des Jahres 2015 ist Einkaufstourist.“

Die Schweizer leben in einem kleinen bergigen Land und bleiben gerne unter sich, aber im vergangenen Jahr drehte sich ihre Sprache um den Rest der Welt. „Asylchaos“ ist das Schweizer Unwort des Jahres. Die Schweizer sind von deutschen Verhältnissen weit entfernt, so dass die Jury auch begründete: „Dass wir in der Schweiz ein Asylchaos hätten, ist eine Behauptung, mit der im Wahljahr Ängste geschürt wurden. Denn die sogenannte Flüchtlingswelle ist ja weitgehend an der Schweiz vorbeigegangen.“

Den Satz des Jahres könnten wir uns im Weltmeister-Land Deutschland von den Schweizern borgen: „Eine WM kann man nicht kaufen“, sprach der Schweizer Sepp Blatter, als er noch Fifa-Präsident war. Die Jury konnte sich Ironie nicht verkneifen: „Beeindruckt hat uns, mit welchem Trotz Sepp Blatter allen Enthüllungen im Jahr 2015 widerspricht.“

Weil Schweiz und Geld meist in einem genannt werden, wählen die Schweizer auch ein Finanzwort des Jahres: „Frankenschock“ – womit der Schock gemeint ist, der die Schweizer als „Einkaufstouristen“ nach Deutschland trieb.

Und das deutsche Finanzwort des Jahres? Es sollte auch gewählt werden! Mein Vorschlag fürs vergangene Jahr: „VW-Abgas-Manipulation“; wahlweise kann Manipulation ausgetauscht werden mit „Abgas-Affäre“ oder „-Skandal“. „Dieselgate“ wäre kurz und heftig, aber recht unverständlich für die meisten Diesel-Fahrer.

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