Empörte Leser und eine souveräne Redaktion
„Guten Tag, ich habe nur diese Mailadresse, um zu sagen, wie sehr mich die Verstümmelung und Verwässerung dieses geliebten Samstagteiles Ihrer Zeitung ärgert und beleidigt… Sie nehmen mir die wunderbare Kolumne „Wie war dein Tag, Schatz“ und Sie quetschen das Amputat des bisherigen Persönlichkeitsfeatures als „Ich über mich“ an den Rand der Seite, als hätte hier ein Azubi in der ersten Woche mal das Layout machen dürfen. Shame on you!“ Dr. Reimer Hoffmann, Oldenburg
Kompliment an die FAZ-Redaktion! Ihre Leser ärgern sich, und die Redaktion druckt den Protest in den Leserbrief-Spalten ab (FAZ, 23.2.2103). So viel Souveränität ist selten in Redaktionen.
Grund des Ärgers ist der Wegfall einer Kolumne im Stellenteil der Samstagsausgabe: „Wie war Dein Tag, Schatz!“. Der Münchner Rechtsanwalt Georg M. Oswald, Jahrgang 1963, schrieb kleine Satiren als „Berichte aus dem Bürokampf“; eine Auswahl davon ist als Buch im Piper-Verlag erschienen. Vorbild sind die „Business Class“-Kolumnen des Schweizer Martin Suter, die zuerst erschienen sind in der Züricher Weltwoche und dann den Grundstein legten für Erfolg und Ruhm des Schriftstellers Suter.
Gisela Heil aus Saarbrücken überschüttet die FAZ-Kolumne mit Lob in ihrem Leserbrief, spricht von „Leere in Zehntausenden Ihrer Anhänger!“:
Könnten Sie sich nicht ab und zu zurückmelden, sozusagen als Kür… Dann blieben Sie aus dem Korsett der regelmäßigen Kolumne befreit, und alle hätten Spaß! Ihre Leser würden es Ihnen danken.
Einen Kolumnisten, den die Leser so schätzen, sollte man pflegen; er wird manchen Abonnenten halten, der leicht unzufrieden ist, sich aber auf die Samstagsausgabe und seinen Kolumnisten freut. Die Kolumne nur ab und an zu drucken, bringt wenig: Eine Kolumne erscheint regelmäßig, mindestens einmal in der Woche, oder sie ist keine Kolumne, sondern ein beliebiger Essay oder Gastbeitrag.
Ob die Kolumne wieder erscheint?