Fußball und Sprache: Löw, Oben-Ohne-Kicker und Angela Merkel als Teamchefin (Friedhof der Wörter)

Geschrieben am 22. Juni 2014 von Paul-Josef Raue.

Politiker mögen den Fußball: Nichts ist schöner, als sich mit siegreichen Deutschen, verschwitzt und oben ohne, in der Kabine ablichten zu lassen. Von wegen „aussitzen“: Für solch ein Foto fliegt unsere Kanzlerin in der Regierungsmaschine schon mal um die halbe Welt bis nach Brasilien

Sie hatte, wie so oft in der Regierung, den richtigen Riecher: Gleich im ersten Spiel trumpfte die Mannschaft wie ein Weltmeister auf – und die Kanzlerin war dabei.

Politiker mögen den Fußball – auch wegen der Sprache. Keine andere Sportart, nicht einmal das Boxen, bietet so viele einprägsame Sprachbilder wie der Fußball. Da zeigt die Kanzlerin einem Parteifreund die „Rote Karte“, da ist die Partei „gut aufgestellt“ – und Sigmund Gabriel muss aufpassen, dass er nichts „abseits“ steht.

Vor acht Jahren verglich die Kanzlerin sogar die Regierungszeit mit einem Fußballspiel. Das geschah auf einem Parteitag in Dresden kurz nach der Weltmeisterschaft und der Sommer-Euphorie des „nationalen Zusammengehörigkeitsgefühls“ (was für ein Wort!).

Wir befinden uns in der 23. Minute eines Fußballspiels“, erzählte die Kanzlerin. „Ja, wir haben schon einige tolle Tore geschossen. Ja, wir hatten einige gute Chancen, aber gewonnen ist noch gar nichts. Als Teamchefin habe ich dabei die Aufgabe, dass wir möglichst viele Chancen für Deutschland und für die Menschen in diesem Land nutzen.

Die mächtigste Frau Deutschlands und eine der mächtigsten der Welt vergleicht sich mit einem Fußball-Trainer! Das ist noch nicht einmal Gerhard Schröder eingefallen, der als junger Mann, eifrig am Tor des Kanzlerams rüttelnd, für den TuS Talle stürmte und sich später erinnerte: „Man nannte mich Acker.“

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Thüringer Allgemeine, „Friedhof der Wörter“, 23. Juni 2014

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