„Herr Schirrmacher, worüber regen Sie sich auf?“

Geschrieben am 29. Mai 2012 von Paul-Josef Raue.
Geschrieben am 29. Mai 2012 von Paul-Josef Raue in Aktuelles.

Es gehört zum Plan eines Interviews, dass der Interviewer fragt und der Gast antwortet. Ein FAZ-Herausgeber wechselt die Seiten, wird gefragt, worüber er sich aufrege – und antwortet mit einer Frage: „Das ist die erste Frage? Überraschend.“

Überraschend ist: Eine Frage als Antwort. Der Journalist, der sonst die Fragen stellt, kommt aus seiner Rolle nicht heraus. Er akzeptiert den Seitenwechsel nicht: Katrin Göring-Eckhardt, Grüne und Bundestags-Vizepräsidentin, stellt im Zeit-Interview die Fragen, zwei Journalisten antworten (neben Schirrmacher der Zeit-Chefredakteur di Lorenzo).

Zudem: Die Antwort bleibt auch in der autorisierten Fassung stehen. Es ist kaum anzunehmen, dass die Politikerin die vorläufige Druckfassung des Interviews geschrieben hat; da wird ein Redakteur geschrieben und der Chefredakteur die Regie geführt haben.

Und: Was meint Katrin Göring-Eckardt, wenn sie auf Schirrmachers Frage hin feststellt: „Das war der Plan.“ War so die Absprache? Und selbst wenn es so ist: Warum steht es so in der autorisierten Fassung? Und warum wird das Spiel dem Leser nicht näher erklärt?

Aber: Trotz (oder gerade wegen) des überraschenden Einstiegs lohnt die Lektüre des drei Seiten langen Interviews „Am Medienpranger“ (Die aktuelle Zeit 15 vom 24. Mai 2012, Dossier).

(zu: Handbuch-Kapitel 26 „Das Interview“)

Diskutieren Sie mit uns den Artikel "„Herr Schirrmacher, worüber regen Sie sich auf?“"