Novum beim Deutschen Lokaljournalistenpreis: Drei Redaktionen siegen gemeinsam!

Geschrieben am 17. Mai 2016 von Paul-Josef Raue.
Die Leipziger Volkszeitung mit der preisgekrönten Serie zu ambulanten Operationen

Die Leipziger Volkszeitung mit der preisgekrönten Serie zu ambulanten Operationen

Kooperation zwischen Redaktionen ist selten, erst recht in einer großen Gesundheits-Serie, mit der man eigentlich alleine glänzen will. Die drei großen Zeitungen in Sachsen, zusammen mit rund 650.000 Auflage, haben es getan mit einer Patienten-Befragung zu ambulanten Operationen – und sie waren erfolgreich. Erstmals hat die Jury des Deutschen Lokaljournalisten-Preises drei Zeitungen gemeinsam den ersten Preis verliehen: Freie Presse Chemnitz (Chefredakteur Torsten Kleditzsch), Sächsische Zeitung (Uwe Vetterick) und Leipziger Volkszeitung (Jan Emendörfer).

Und es wird wohl diese einmalige Zusammenarbeit sein, die die Jury unter gut 500 Bewerbungen beeindruckte. Denn mit einer ähnlichen Serie hat die Sächsische Zeitung schon 2013 den ersten Preis geholt und in Dresden gefeiert: „Familienkompass“ – eine wissenschaftliche Auswertung von rund zehntausend Fragebögen zur Familienfreundlichkeit in Ostsachsen. Da die Jury ungern den ersten Preis an eine Zeitung mehrmals vergibt, dürfte die Kooperation der nachvollziehbare und zu lobende Grund sein.

In der Kress-Serie „Journalismus der Zukunft“ ist die journalistische Kooperation im Internet herausgehoben worden und zum Ausbildungs-Ziel erhoben – als Kontrast zu analogen Welt der Medien:

Kooperation ist das Zauberwort. Redaktionen arbeiten in geschlossenen Teams, in der jeder alles machen will und die zum Prinzip erheben: Besser eine eigene schwache Geschichte als eine gute, von anderen übernommen. Dagegen ist die digitale Welt ein offener Raum mit neuen Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit; die digitale Welt ist ein Netz, in dem jeder mit jedem verbunden ist.

In der digitalen Welt zählt die Kooperation: Mit wem kann man zusammenarbeiten? Wer kann etwas besser, als wir es können? Redaktionen wie Verlage haben viel Zeit verplempert, weil alle alles selber machen wollten.

Nun haben die drei großen Zeitungen die Kooperations-Vision der neuen Welt in die alte Welt zurückgeholt – hoffentlich mit Nachfolgern. Die Jury preist:

Die drei großen Regionalzeitungen in Sachsen haben sich zusammengeschlossen und legen die erste und bislang größte Umfrage zur Patientenzufriedenheit bei ambulanten Operationen im Bundesland vor. Dafür haben sie alle wichtigen Akteure aus dem Gesundheitswesen einbezogen und Wissenschaftler der TU Dresden mit der Auswertung beauftragt. Die Redaktionen präsentieren die Qualitätsbewertungen von Ärzten und Krankenhäusern und bieten mit  Experteninterviews und Service-Themen umfassende Orientierung. Die  drei  Zeitungen verzichten bewusst auf Anzeigen, um Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten. Gemeinsam schaffen sie ein datenjournalistisches Projekt, das seinesgleichen sucht.

Die lesenden Patienten in Sachsen wissen, wie lange andere Patienten auf die Operation warten mussten, welche und wie viele Komplikationen es gab und wie zufrieden die meisten waren etwa bei Darmspiegelung, Grauer Star oder  Hand-Operation – das sind drei häufigsten.

Wie lief die Befragung ab? Die fünf größten Krankenkassen schrieben 100.000 Patienten an, für die sie eine ambulante Operation bezahlt hatten; 24.000 antworten. Die TU Dresden wertete die Fragebögen wissenschaftlich aus, die Redaktionen berichteten ausführlich mit je eigenen Autoren und Reportagen.

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