Razzia im Haus des Spiegel-Reporters Osang
Alexander Osang, einer der berühmten Reporter Deutschlands, schaut zu, wie Steuerfahnder sein Haus durchsuchen. Dabei denkt er über das Wesen des Journalismus nach:
Ich schrie und bockte ein bisschen herum, schließlich nahm ich mir ein Notizbuch, ließ mir die Namen der Menschen in meiner Wohnung geben, beobachtete sie bei der Arbeit und schrieb alles auf. Ich war ein Reporter in eigener Sache.
Das half, weil Journalisten ja von oben auf die Welt schauen und sich, wie Hanns Joachim Friedrich eins festgestellt hatte, mit keiner Sache gemeinmachen dürfen. Auch nicht mit einer guten.
Man bekommt einen kühlen Blick, wenn man von außen auf seine Objekte schaut, auch auf sich selbst. Es ist ein seltsamer Beruf manchmal.
Über die Razzia reportiert Osang im aktuellen Spiegel 17/2013, Seite 56f.
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Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
Ich dachte, es sei eine Art Glosse, ist wohl aber nicht so. Wie darf behördlicherseits dieses Vorgehen überhaupt gerechtfertigt werden? Ich hatte immer gedacht, daß der Spiegel und seine Institution sich gegen dieserart Behördenwillkür zur Wehr setzen könnte. Folgt nach der „Razzia“ eine Fortsetzeng? Rein sachlich hat der Staat aus einer Wohnung unrechtmäßig etwas entwendet und verlangt vom Eigentümer, daß er es sich wieder zu beschaffen habe, denn sonst sei es weg.
1954 hatte ich mich aus der DDR abgesetzt, nicht einmal aus ideologischen Gründen, sondern weil ich bei meiner Berufswahl als Republikrisiko stets gegen die Wand gelaufen war, da meine Eltern im Westen wohnten. Als 1935 Gebohrener hatte ich ja eine volle Indoktrinierung erlebt und war dann doch vom bunten Leben in der Bundesrepublik überreacht. Nach dem Lesen von „Razzia“ muß ich ja bald DDR-Verhältnisse für die Bundesrepublik befürchten.
Vielleicht bin ich nur zu naiv. Jedenfalls würde ich mich über zusätzliche Infos über diesen Vorgang freuen.
Mit freundlichen Grüßen