Schluss mit der „Quote“! – Friedhof der Wörter
Wenn eine Frau, klug und zielstrebig, Karriere macht, sagt bestimmt einer: „Das ist die Quotenfrau“. So macht er sie klein; er will sagen: Nicht Leistung ist entscheidend für die Karriere, sondern das weibliche Gen.
Wer von der Quote spricht, der ist sich sicher: Es gibt schwache Menschen, die Hilfe brauchen. Frauen, in diesem Fall, werden als hilfsbedürftig angesehen wie Behinderte oder Einwanderer.
Die „Quote“, erniedrigt, beleidigt ¬ das Wort wohlgemerkt, nicht die politische Absicht. Sie gehört beerdigt, die „Quote“, wenn das Wort gekoppelt wird mit einer Menschengruppe wie Frauen oder Ostdeutsche („Quoten-Ossi“) oder Schwarze.
Der „Quoten-Schwarze“ tauchte beim Merkel-Dialog in Erfurt auf. Die Sonntagszeitung der „Frankfurter Allgemeine“ schrieb über die Teilnehmer im Kaisersaal: „Es gab einen Quotenschwarzen, eine Asiatin und zwei Kopftuchfrauen. Und viele Thüringer natürlich.“
Was wollte der Journalist sagen: „Der Quotenschwarze“ gehörte nicht in die Runde, weil in Thüringen kaum Ausländer leben; er ist auch kein Thüringer, weil ein Schwarzer nicht zu den „vielen Thüringern“ gehört.
So entehrend kann Sprache sein: Mit ein paar Wörtern werden Schwarze, Ausländer und Thüringer beleidigt und die Kanzlerin dazu, weil sie solche Leute eingeladen hat.
Also begraben wir die „Quote“ – und das Denken, das dahinter steckt, gleich mit.
(zu: Handbuch-Kapitel 11-16 „Schreiben und Redigieren“
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