Stefam Heym zum 100. – „Es kostet mehr Zeit, kurz und prägnant zu schreiben
Was für ein Glück, wenn ein angehender Journalist schon einen Meister findet. Stefan Heym, der morgen (10. April) seinen 100. feiern könnte, schreibt in seinen Erinnerungen „Nachruf“ von einem Besuch bei Wilhelm Münzenberg:
Münzenberg wollte populistische Blätter gemacht haben, Boulevard-Stil, und wie S.H. in seiner späteren Arbeit selbst erfahren sollte, kostete es mehr Zeit, kurz und prägnant zu schreiben als wortreich und verschwommen, und noch mehr, anderer wortreiche Prosa auf ein lesbares Maß zu trimmen.
Münzenberg, der gebürtige Erfurter, gründete zusammen mit Zille auch den Eulenspiegel. Er starb 1940 auf der Flucht vor den Nazis in Südfrankreich.
Die Schwierigkeiten, kurz zu schreiben, hatten auch andere:
Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen einen langen Brief schreibe, für einen kurzen habe ich keine Zeit.
Goethe soll es geschrieben haben oder Voltaire oder Mark Twain oder Karl Marx. Wer es auch war: Es ist ein wahrer und treffender Satz.
Stefan Heym schreibt in seinen Erinnerungen auch über Bruno Frei, den Chefredakteur von Berlin am Morgen:
Frei war in einer Linie nicht Funktionär, sondern Journalist, Berufsjournalist sogar, und Österreicher; die österreichische Presse aber zog sich Leute heran, die eine leichte Hand hatten und im allgemeinen auch mehr Phantasie als ihre deutschen Kollegen; jedenfalls lasen sich die deutschen Lügen immer viel schwerfälliger.
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