Unsere Leser brauchen Weltvertrauen
Noch ein Lese-Tipp aus dem aktuellen Focus: Das Interview mit dem Neurobiologen Gerald Hüther über Selbstvertrauen und die Organisation von Herausforderungen: Lohnenswert für alle, die führen wollen (Focus 23/2012, Seite 93 „Ohne Herausforderungen verblöden wir“).
Ohne Vertrauen läuft nichts, sagt der Biologe, der im Gehirn genau verfolgen kann, wie Motivation funktioniert und wie uns die Angst vor dem Versagen hemmt. Dreierlei Vertrauen brauchen wir: Selbstvertrauen, Vertrauen in mindestens einen anderen Menschen und – Weltvertrauen („Es wird wieder gut, es geht weiter“). Dies Vertrauen sei gegenwärtig am wenigsten entwickelt.
Die Forderung nach dem Weltvertrauen ist auch eine Forderung an uns Journalisten: Wir müssen unseren Lesern trotz aller Kritik, trotz unserer Lust an Katastrophen genügend Stoff geben, dieser Welt, unserer Welt zu vertrauen.
Das Ende des Interviews:
Mensch sein besteht darin, mit Problemen umzugehen und sie zu meistern. Nur Erfahrungen strukturieren das Gehirn. Wir würden uns keinen einzigen Zentimeter vorwärtsentwickeln, wenn wir keine Probleme hätten und sie nicht Schritt für Schritt lösen könnten.
Wer keine Probleme hat, der verblödet regelrecht. Jedes Kind kommt bereits mit der Erfahrung auf die Welt, dass es jeden Tag ein Stück über sich hinausgewachsen ist. Werden Kinder umgekehrt von ihren Eltern dauernd nur behütet und beschützt, ist das Risiko groß, dass sie an den geringsten Herausforderungen scheitern.
(zu: Handbuch-Kapitel 3-4 „Warum die Gesellschaft bessere Journalisten braucht“ – Weltvertrauen setzt Weltkenntnis voraus)