Was ist korrekt: Selbständig oder selbstständig? (Friedhof der Wörter)
„Wann führt die TA endlich die Rechtschreibreform ein?“, fragt Peter Nolze, ein Leser der Thüringer Allgemeine aus Kranichfeld. Immerhin habe eine Expertenkommission getagt – „und die Vorschläge von klugen Menschen sollte man als verbindlich annehmen“.
Als Beispiel führt der Leser das Wort „selbstständig“ an und lobt die Redakteure: Immerhin schreiben sie „selbstständig“ mittlerweile richtig.
Ein Blick ins Archiv zeigt: Auch in der TA findet man noch die alte Schreibweise „selbständig“ ebenso wie in renommierten Zeitungen wie dem Tagesspiegel aus Berlin oder dem Magazin Spiegel.
Also – „selbständig“ ohne das doppelte „st“. So sprechen wir, so lernen es junge Leute am besten: Geschrieben wie gesprochen.
Wer regelmäßig diese Kolumne liest, kennt meinen Grundsatz: Verständlich und logisch soll die Sprache sein, unmissverständlich und schön – und korrekt. Wer nur korrekt, aber unverständlich schreibt, verwirrt jeden Leser, erst recht „die armen Kinder in der Schule“, an die der Kranichfelder Leser denkt.
Wer bestimmt überhaupt, was korrekt ist? Der Duden? Nein, er registriert, was üblich ist. Sollten die Bildzeitung und die Süddeutsche Zeitung den Analphabeten durchweg in einen „Analfabeten“ verwandeln, dann stünde der „Analfabet“ nach einigen Jahren im Duden – als korrekte Schreibweise.
Thüringer Allgemeine 4. März 2013
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Selbständig ist einfacher, jedoch beide Schreibweisen sind anwendbar.