Wie lange brauchen wir noch Journalisten?
„Sind Sportredakteure wirklich notwendig?“, fragte Businessweek vor zwei Jahren und druckte drei Meldungen über ein Baseball-Spiel ab: Zwei waren von Redakteuren geschrieben, eine von einem Computer der Software-Firma „Narrative Science“, die 2010 in Chicago gegründet wurde. Die drei Meldungen unterschieden sich kaum.
Mittlerweile schreibt der Computer, ohne Hilfe von Journalisten, nicht nur Sportberichte, sondern auch Wirtschaftsnachrichten, Zusammenfassungen von Artikeln, Überschriften oder Tweets.
Für Meldungen und lange Texte braucht der Computer Daten, also statistisches Material. Journalistik-Professoren der Northwestern-Universität in Chicago haben zusammen mit Programmierern die Software erstellt: Wie macht man aus Zahlen einen Text, wie ihn ein Journalist schreiben würde?
Wired stellte den Computer in der Neujahrs-Ausgabe vor als eine von 25 großen Ideen für 2012. Zitiert wird Stuart Frankel, der Vorstand von „Narrative Science“: „Wir können zwanzig Prozent des Inhalts einer Zeitung automatisch produzieren.“
Die Wirtschafts-Magazin Fast Company hatte im November einen Artikel gedruckt mit der Überschrift: „This article was not written by a computer“. Zu lesen war: Ein 500-Wörter-Beitrag, produziert von der Software, kostet gerade mal zwei Cent pro Wort.
Stuart Frankel sieht in seiner Maschine nicht nur Vorteile für die Verlage, sondern auch für die Journalisten: Sie bekommen mehr Zeit für Recherchen.
In dieser Woche berichten über „Narrative Science“ Fridtjof Küchemann in der FAZ (22. Februar) sowie kress.de und turi2.de.
(zu: Handbuch Kapitel 5 „Die Internet-Revolution“ und Kapitel 4 „Was Journalisten können sollten“)