Wo ist die Mitte Deutschlands? – Friedhof der Wörter
Wenn es um das Territorium der ehemaligen DDR geht, liest man „Mitteldeutschland“ als auch „Ostdeutschland“; so schreibt ein Leser, der Sophienhofer Bürgermeister Wolfgang Jörgens. Er fragt: „Warum diese unterschiedliche Bezeichnung?“
Ein Blick auf die europäische Landkarte zeigt: Ostdeutschland ist der korrekte Begriff; östlich von Ostdeutschland gibt es kein Gebiet, das zur Bundesrepublik Deutschland zählt. „Mitteldeutschland“ unterstellt, dass es immer noch deutsche Gebiete östlich von Oder und Neiße gibt. Die Ostgebiete wie Schlesien oder Ostpreußen gehörten zwar vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Deutschland, aber seit der Wiedervereinigung gehören sie endgültig und völkerrechtlich bindend zu Polen oder Russland.
In den Jahrzehnten nach dem Krieg akzeptierten nahezu alle Parteien im Westen weder die Spaltung Deutschlands noch den Verlust der Ostgebiete. Erst der „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ schrieb die Oder-Neiße-Grenze als deutsche Ostgrenze fest. Die Einheit Deutschlands ist vollendet, so ist es seit September 1990 unserem Grundgesetz zu entnehmen.
Wer also von „Mitteldeutschland“ spricht, kämpft noch einen Kampf, der seit zwei Jahrzehnten beendet ist. Das Wort sollten wir friedlich begraben – auch wenn viele Vertriebene der Verlust der alten Heimat immer noch schmerzt.
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