„Zeit“-Redakteure: Faktenfuzzis und Selbstironie-Verweigerer

Geschrieben am 27. August 2018 von Paul-Josef Raue.

Franz Sommerfeld war Chefredakteur bei der „Mitteldeutschen“ in Halle und beim „Kölner Stadtanzeiger“ und anschließend Zeitungsvorstand von Dumont. Foto: Kress

Die Zeit kann in der aktuellen Ausgabe über sich schmunzeln: Dimitrij Kapitelman beschreibt in seinem Wespen-Artikel die  „Zeit-Redaktion als einen Haufen ins ökologische Gleichgewicht vernarrter Faktenfuzzis“.

Ist das eine Reaktion auf Ex-Dumont-Zeitungsvorstand Franz Sommerfeld? Der schrieb im European  über die „gesunde Form der Selbstironie“ als einer Gabe, „mit der Mit­ar­bei­ter der ,Zeit‘ nicht im Über­maß ge­seg­net sind“. Sommerfeld ging dabei auf die Liberalität der „Zeit“ ein:

 „Theo­re­tisch kann je­der über al­les schrei­ben, die Zeit ver­steht sich schließ­lich als li­be­ra­les Blatt. In der Pra­xis hat die­se Frei­heit al­ler­dings Gren­zen, und zwar ge­nau dort, wo der Be­reich be­ginnt, den (Vize-Chefredakteur) Ul­rich für sich be­an­sprucht: also gro­ße Tex­te über die Kanz­le­rin und die lan­gen Li­ni­en der Po­li­tik. Flücht­lings­po­li­tik ist Chef­sa­che, Ideo­lo­gie­kri­tik erst recht.“

In Sommerfelds Artikel ging es um Mariam Lau, die im Auftrag der Redaktion einen Contra-Beitrag über Seenot-Rettung im Mittelmeer geschrieben hatte. Nach Protesten der Leser distanzierte sich die Chefredaktion von der Redakteurin. „Fürsorgepflicht schwerwiegend verletzt“, kommentierte Sommerfeld.

1 Kommentar

  • Das mag ja sein. Dennoch ist die Kritik von Frau Lau alles andere als lau. Sie ist rational und nicht emotional.
    Wie immer wird generell von Flüchtlingen gesprochen, ohne Unterscheidung, ob es sich wirklich um Asylberechtigte handelt, oder um Migranten, die verständlicherweise ein besseres Leben suchen, aber keinen legalen Einreisegrund vorweisen können. Ein Stoppen und Zurückbringen der Schlepperboote wird von der EU nicht gewollt. Warum eigentlich nicht? Die Frage wird nirgends gestellt. Die kriminellen Schlepper, die den Migranten die letzten Euros abpressen, wissen das genau. Und sie stehen oft in Kontakt mit den Seenotschiffen. Dahinter stecken Planung und Logistik.

    Wann liegt Seenot vor? Seenot ist eine a u f S e e entstandene Notlage. Es geht gem. internationalem Seerecht also um auf dem Meer verunglückte Schiffe und die Rettung darauf befindlicher Personen. Die aus Nordafrika in See stechenden Migranten haben sich jedoch vorsätzlich schon beim Ablegen vom Strand in Seenot begeben, indem sie mit einem hochseeuntüchtigen Boot auf das Meer hinaus fuhren, ohne ausreichend Proviant oder Treibstoff. Und sie taten das deshalb, weil sie wussten, dass sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von einem sog. NGO-Seenotschiff aufgenommen und in die EU geschippert werden. Ohne das NGO-Schiff, mit dem der wesentliche Teil der Mittelmeerüberquerung bewältigt wird, macht die gesamte Aktion keinen Sinn.

    „Eine Verpflichtung des Küstenstaates, die Geretteten in sein Staatsgebiet aufzunehmen, ergibt sich aus dieser Verantwortlichkeit allerdings nicht. Der Kapitän kann somit zwar die Entscheidung treffen, einen bestimmten Hafen anzusteuern, um die geretteten Personen dort auszuschiffen. Die Entscheidung, ihm dort die Ausschiffung zu gestatten, trifft aber allein der betroffene Küstenstaat.“ (Wiss. Dienst des BT: Aktenzeichen: WD 2 – 3000 – 215/14).

    Miriam Lau hatte den Mut, sich rational für die Humanität und das Leben auszusprechen, also nicht für die Tatsache, dass Menschen, motiviert durch Lebensretter, sich selbst unnötig in erhebliche Lebensgefahr bringen.

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